ETAPPE 3.2: Iberische Halbinsel / Frankreich

2023-06-02 bis 03

San Sebastian – Biscarrosse – Bordeaux // Wetter: viel Sonne und Gewitter // Temperatur: nachts 16°C, tagsüber bis 30°C

Schlechter Campingplatz mit Traumstrand!

Aus San Sebastian verabschiedeten wir uns mit einem weinenden Auge, weil es einfach ein wunderschönes Highlight war. Wir haben uns versprochen, wieder hierher zu kommen!
Die Richtung nach Arcachon wies uns unser Navi aus. Auf einer netten Küstenstraße mäandrierten wir gen Norden.

Biarritz war Zwischenstation. Mondän, cool, teuer und ein Traum für Einbahnstraßen-Freaks. Da wo wir hinfahren wollten, durften wir nicht, um dann 10 Minuten später da vorbei zu kommen, wo wir ursprünglich hinwollten, aber nicht durften…🙈

OK. Ist so. Und einen Eindruck von einer Stadt bekommt man auch durch intensives Befahren! 😂
Schön war´s aber jetzt auch weiter zu unserem schlechten Campingplatz, den wir notgedrungen nehmen mussten, weil unser Free-Campground für Zeltbenutzung verboten war. Nur Wohnmobile. Also kein Wildcamping an den Atlantik-Dünen.

Dafür schlechter Campingplatz mit unterirdischem Sanitär-Management, um es vornehm auszudrücken. 😵 Auf Nachfrage, wie lang der Weg zum Strand ist, hieß es 5 Minuten. Nach 20 Minuten Fußmarsch waren wir dann doch da. Der Lohn war ein überwältigender Blick über einen endlosen Atlantikstrand. Traumhaft. Entschädigung für jede einzelne Sanitärmöblierung des Campingplatzes. 🙈 Da wir in Badeklamotte unterwega waren, gab es leider keine Fotos von diesem sehr schönen Strandabschnitt.

Gewitterstadt Bordeaux

Schnell war der Platz am nächsten Morgen geräumt. Für die Morgentoilette warteten wir das Personal ab, welches das Economy-Reinigungsprogramm mit eine Art Dampfstrahler einlegte: Nur nicht zu nah an die Sanitärmöblierung gehen, sonst könnte sie ja sauber werden. Unterirdisch… Macht nix, wir dürfen ja weiterziehen. 😂

Auf dem Weg nach Bordeaux wollen wir noch die größte Wanderdüne Europas bei Arcachon sehen. Sie soll sich pro Jahr 1 bis 5 Meter Richtung Osten bewegen und alles begraben, was sich in den Weg stellt. Wir beschließen, uns nicht in den Weg zu stellen, besuchen Miss Wanderdüne in unseren schweren Moped-Klamotten und stellen fest, was für ein umwerfender Blick uns von oben auf die Bucht von Arcachon erwartet.

Eineinhalb Stunden und 8 Euro Parkgebühr später fahren wir nach Arcachon hinein. Kleines Mittagessen hinter dem Hafen – sehr gut. Die Franzosen wissen, wie man isst. 👍

Der Weg nach Bordeaux gestaltet sich als extrem mühsam. Ob es an dem Essen, den dauernden Tempo 30 oder 50 Beschränkungen, oder den tausenden von Kreisverkehren lag. Die 100km Strecke heute war genauso anstrengend, wie eine 350 km Tour! 🫣

Anyway, nördlich von Bordeaux lag unser freundlicher Campingplatz, den wir am Nachmittag erreichten. Wir beschlossen, uns am nächsten Tag Bordeaux anzusehen.

Jetzt sitze ich im Zelt, draußen gewittert es ohne Ende und meine Schlappen stemmen sich mutig gegen die kleinen Rinnsale, die unter dem Zelt durchfließen. Es wir eine spannende Nacht. Drückt uns die Daumen, dass alles dicht bleibt und hält! 😘

2023-06-04

Bordeaux – Nationalpark du Marais // Wetter: viele Wolken, kein Regen // Temperatur: nachts 14°C, tagsüber bis 31°C

Bordeaux im Motorradanzug

Hurra, wir haben die Nacht überstanden. Die Regengüsse hielten dauerhaft an und das Zelt konnte beweisen, dass es dicht war. Zweimal musste ich in der Nacht einige Heringe fixieren, die es durch den weich werdenden Untergrund herausgezogen hat. Gut. Gehört zum Zelten bei besonderen Wetterbedingungen dazu.

Natürlich war das Zelt entsprechend „eingesaut“ und wir konnten dank einem ausgeliehenen „Bad Tölzer Besen“ von unseren Wohnmobil-Nachbarn die groben Reste der Nacht entfernen. Danke an Bad Tölz! 👍

Es war kurz vor Mittag, als wir zentral in Bordeaux die Motorräder abgestellt und gesichert haben. Pacsafe um die Rollen, Helme am Drahtseil gesichert und die angebaute Elektronik in die Koffer. Der Tankrucksack musste geschultert werden, was bei 30 Grad und einer nicht zu verachtenden Laufstrecke durchaus sportlich zu bewerten war.

Der Miroir d´eau, das Port Cailhau, die Brücke Pont de Pierre, Der Glockenturm Grosse Cloche und die Cathedral St. André waren Ziel unserer abgespeckte Tour. Das reichte (mir) auch aus, um wieder Richtung Motorräder zurück zu „flanieren“.

Das nächste Ziel war La Rochelle. Die Fahrt dorthin verlief eintönig. Eine Pause an einer Boulangerie und ein Tankstopp lockerten die „verlängerte Rückenmuskulatur“ auf und gab uns, als auch unseren Pferdchen die notwendige Energie.

Der Weg wurde an einer Gewitterfront erfolgreich vorbeigeleitet und wir kamen in der Nachmittagshitze in La Rochelle an. Schönes Hafenstädtchen mit viel Remmidemmi und französichen Küstenpreisen. Besuch der Hafenpromenade und kleine Verschnaufpause an der Hafenmole.

Naturpark Du Marais Poitevin – Frankreichs Spreewald

Während einer Cola beschlossen wir, unser Nachtlager auf einem Campingplatz in den Marais Poitevin aufzuschlagen. Gesagt, getan, standen wir eine gute Stunde später „in the middle of nowhere“ auf einem ökologischen Campingplatz im Wasserkanalsystem des Naturparks Marais Poitevin. Schön. Schön grün!

Viel Wasser, nicht unbedingt klares. Teilweise könnte man meinen, über die dicht mit allerlei Blütenstaub, Schlingpflanzen und Undefinierbaren bedeckten kleinen Wasserkanäle zu Fuß zu kommen, so vermeintlich standhaft präsentierte sich die Wasseroberfläche. Wir haben es aber nicht ausprobiert. 😅

Wie zu vermuten waren die Blutsauger entsprechend der feucht-grünen Umgebung ebenfalls größer als andernorts. Also boten wir Ihnen ein Festmahl, trotz dass wir Strümpfe und Anti-Brumm auflegten.

Im Gegensatz zu den netten Moskitos hatten wir nichts zu Essen. Es war Sonntag, die Geschäfte geschlossen, der Campingplatz hatte auch nichts zu bieten. Selber schuld. 🤷‍♀️
Es gab einen Rest Baguette, Rest Käse, Rest Erdnüsse, Rest Thunfisch. Rest von Resten… 😂
Wir verschwanden dann schnell im Zelt hinter den sicheren Moskitonetzen. 😎👊

2023-06-05

Naturpark du Marais – Préfailles // Wetter: wolkenlos // Temperatur: nachts 13°C, tagsüber bis 30°C

Pause in Préfailles am Atlantik

In unserem Zeitplan war als wichtiger Marker die Fähre nach Irland zu beachten. Unsere Recherche ergab, dass sie mittwochs und freitags fährt. Also werden wir versuchen die Freitagsfähre am 09.06.23 um 23:00 Uhr zu erreichen. Bis dahin ergeben sich noch ca. 800 km, die wir in 3 Etappen abwickeln wollen. Also dann wieder an den Atlantik, danach Le Mont-San-Michel und zum Fährhafen Roscoff.

Gleich nach dem Campingplatz fuhren wir weiter Richtung Norden auf einer Gravelroad, also unbefestigten Straße und ignorierten zwei „nur für Anlieger frei“ Verbotsschilder, was den Unmut von Arlett etwas hervorrief. Durch ein kurz darauf folgendes Frühstück an einer Bäckerei konnte Koofi die Riesi wieder besänftigen. 🥰

Auf unserer Route lag der Punkt „Nur bei Ebbe zu befahren“. Klingt schon mal spannend! 🤗Der kleine Gefahrensucher in mir hoffte auf niedrigen Wasserstand! Und yep, die Strecke war befahrbar mit dem Hinweis auf steigende Wasserstände. Also auf geht´s. Wir fahren übers Meer! 😇

Am Ende angekommen, fanden wir das so spannend, dass wir gleich wieder umdrehten und die ca. 5 km lange Strecke noch einmal zurückgefahren sind. Fast nur noch Fischer, Muschelsucher und Traktoren waren auf der „Straße“ zu finden, die in Kürze wieder unsichtbar im Meer verschwinden wird…

Weiter geht´s nach Norden. In Pornic fahren wir an den Hafen, wo wir Austern schlürfen wollten. (äh, eher nur ich, da Arlett keine Austern verträgt). Im französischen Nachmittagsgetümmel und auf Grund fehlender Parkplätze in Sichtweite haben wir das Unternehmen verschoben.

Statt dessen wollen wir uns einen ordentlichen Zeltplatz suchen. Am zweiten Halt bleiben wir hängen. Einfach, sauber und einen urgemütlichen Standplatz für unser Zelt auf dichter Wiese mit Blick auf den Atlantik. Perfekt, da wollen wir nun zwei Tage bleiben! Ausspannen und das Übliche: Waschen, Schreiben, Technik am Motorrad, sich wieder ein wenig Sortieren.

Am Abend schlendern wir am Strand entlang zu einer Empfehlung des CP-Betreibers: Ein Restaurant mit Meeresfrüchten. Wir nehmen ein kleines Menü. Austern sind obligatorisch in der Heimat der Austern. Danach Muscheln und Eis. Bei Arlett gibt es eine Fischsuppe (Rouille), eine große Portion Fisch auf Kraut und einen Crepe. Insgesamt keine Gourmetvorstellung, aber doch ordentliches Essen.

Der Fischerhafen im Hintergrund und ein Bilderbuch-Sonnenuntergang untermalten unseren schönen Abend. 😀

2023-06-06

Préfailles // Wetter: wolkenlos // Temperatur: nachts 16°C, tagsüber bis 28°C

Selbstgejagte Austern

Während unseres Frühstücks sehen wir einen Franzosen vom Strand kommen, der eine Einkaufskiste trägt, die mit Algen überdeckt ist. Meine Neugierde ist groß und so stehe ich auf und frage ihn, was er da denn drin hätte.
Er schiebt die Algen auf die Seite. Uihhh! Dutzende von Austern waren in seinem „Einkaufskorb“.

Etwas wehmütig sah ich an ihm herunter und stellte fest, dass er mit hüfthohen Fischerstiefeln und entsprechender Ortskenntnis ausgestattet war. Wenn ich nur wüßte, wie man diese Austern findet?
Eine Weile später standen wir in Badehose und unserem Abwaschkorb bereit, um in die „Austern“ (analog unseren Schwammerln) zu gehen.

Es war noch Ebbe und wir watschelten mit unseren Flip-Flops über die freigespülten Felsen. Überall sahen wir Austernschalen und auch Austern an den Felsen hängen. Kann es sein, dass diese Austern „küchenfertig“ zum Einsammeln waren? Aber nein, die brauchen doch Wasser zum Überleben. Also sind wir ins Wasser gestiegen und haben dort erste Versuche gestartet, die Austern vom Felsen zu bekommen. –> Schwerstarbeit. Trotz Leatherman ließen sich die Austern nur teilweise vom Felsen ablösen.

Bei einer Auster setzte ich an und öffnete zufällig mit einer Hebelbewegung die Auster. Während ich die Auster zur Riechprobe an die Nase hielt und für gut befand, haben sich kleine Krabben und Langusten über die Reste der Auster, die noch am Felsen hing, hergemacht. Alle am Tatort Beteiligten waren zufrieden und jagten weiter. 😂

Ein knappes Dutzend später wurde die Beute ins nahe gelegene Zelt getragen und mühsam mit Motorradhandschuh links, Leatherman und Schraubenzieher rechts, geöffnet. E voila. Ein wunderbares unverhofftes Nachmittagsessen war serviert. Wir können uns von nun an also als „Austernfischer“ rühmen! 💪😂

2023-06-07

Préfailles – Le Mont-Saint-Michel // Wetter: sonnig mit Wolken // Temperatur: nachts 15°C, tagsüber bis 27°C

Grandioser Mont-Saint-Michel

Eine unspektakuläre Fahrt durch die Bretagne endete am Rande der Normandie an einem Ort, auf den wir beide sehr gespannt waren: Weltkulturerbe La Mont-Saint-Michel. Der Ort an sich war großräumig hermetisch von allem, was Räder hat, abgeriegelt. Der sich innerhalb dieses Sperrgürtels befindliche Campingplatz konnte nur über Vorreservierung und 6-stelligem Code erreicht werden. Na dann, anrufen, reservieren, Code erhalten und an der Schranke eingeben. Schranke öffnet und wir sind dem „Heiligsten“ nur noch 4 Kilometer entfernt.

Nach dem wir das Zelt aufgebaut hatten, zogen wir uns um und wanderten los. Den zweispurigen Zufahrtsweg mieden wir und schlichen uns auf Pfaden und durch die ansteigende Flut Richtung „Michel“. Arlett drehte beim Durchqueren einer Wasserader hektisch um, weil der Sand nachgab und ihr das verständlicherweise unheilich war.

An einer breiteren, dafür flacheren Stelle versuchte ich mein Glück. Das hat dann geklappt und wir waren froh, nicht noch einmal eine halbe Stunde zurückgehen zu müssen.

Wir betraten das mittelalterlich wirkende „Haufendorf“, oder wie man es nennen will und arbeiteten uns jede Menge Stufen nach oben, um dort das Ticket zu lösen und die Basilika von innen erleben zu dürfen. Es folgten wohl eineinhalb Stunden des Staunens über das Bauwerk, die Ein- und Ausblicke von hoch oben über die mystische Umgebung und die architektonische, sowie bescheidene und nicht überladene Finesse. Es folgen jetzt ein paar mehr Fotos dieses einmligen Ortes:

Nach unserer Rückkehr hofften wir auf eine abendliche Beleuchtung des Michel. Leider teilte uns Herr Google mit, dass der Michel nur im Juli und August angestrahlt wird. Wir wurden dennoch mit einem Abendrot belohnt.

2023-06-08 und 09

Le Mont-Saint-Michel – Cap Frehel // Wetter: sonnig mit Regen // Temperatur: nachts 15°C, tagsüber bis 25°C

Kurze Pause vor der Überfahrt nach Irland

Noch ca. 500 km entfernt lag unsere Fährstation Roscoff, von wo aus wir nach Irland übersetzen wollten. Die Fähre, die wir sicherheitshalber schon gestern gebucht hatten, sollte am morgigen Freitag um 23:00 Uhr auslaufen. Wir hatten also noch viel Zeit, um alles für Etappe 4 vorzubereiten.
Saint Malo lag auf unserem Weg und wir steuerten es an. Eine sehr nette Uferpromenade und ein altes Fort waren pittoresk auf dem Weg nach Cap Frehel gelegen und luden auf ein paar Fotos ein.

Das Wetter, welches wir immer im Auge behielten, meldete für Nachmittags Regen und Wind. Uns war es wichtig, möglichst mit einem trockenen Zelt im Gepäck nach Irland zu reisen. Wer weiß schon, wie lange sich das Zelt dann in Irland in der Packrolle befinden wird…
Der Camping municipal bot uns für kleines Geld Unterkunft und wir suchten uns ein windgeschütztes Plätzchen im hügeligen Terrain.

Am nächsten Morgen weckte uns das monotone Geräusch, das von Regentropfen auf Zelthaut rührt. Zum Glück kein starker Regen, aber doch ausreichend, um das Zelt nass zu machen. OK. Wetterbericht wird gecheckt. Ab 14 Uhr soll es ein Zeitfenster von 3-4 Stunden mit Sonne geben. Das reicht, um das Zelt zu trocknen und abfahrtbereit zu sein. Ein Spaziergang am Strand während der Zelttrockenphase zeigte uns erneut, in welch schöner Landschaft wir uns bewegten.

Wir bekamen wieder Unterstützung von „oben“, von unseren Wolkenschiebern, wie wir sie zwischenzeitlich liebevoll nennen. 😍 Das Zelt wurde trocken eingepackt und wir haben uns sofort auf den Weg gemacht. Es waren noch 170 km bis Roscoff, die wir tatsächlich ohne Regen, dafür von dicken Wolken umringt, abgeradelt sind. Ein Einkauf im Supermarkt und ein Snack am Hafen machten uns reisefertig für Irland.

Mit der Möwe, die einen neuen Landeplatz gefunden hat, und der Einfahrt in den Bauch der Fähre geht´s hier weiter im Blog Etappe 4.1 / Irland