ETAPPE 7.3: Griechenland nordwärts

Arlett´s Berichte in Polarsteps findet ihr HIER

2023-09-23

Gythio – Elafonisos – Monemvasia // Wetter: sehr heiß // Temperatur: nachts 23°C, tagsüber 34°C

Elafonisos

Nach unserem obligatorischen Morgenbad im Meer und einem guten Kaffee aus unserer in Polen erstandenen Airo-Press Kaffeemaschine machten wir uns auf den Weg, den östlichsten Finger der Peloponnes auszukundschaften. Ein Campingplatz mit einer sagenhaften Bucht auf der Insel Elafonisos machte uns neugierig.

Die 115 Kilometer dorthin waren mühsam und langwierig und wir radelten sie ab, wie man so schön sagt. Gerade einmal ein altes verrostetes Wrack lud zum Anhalten und Fotografieren ein.

Und dann möchte ich noch anfügen, dass sowohl Arlett, als auch ich auf dem Reisetacho des Navigationssystems unsere 30.000 km-Marke geknackt haben! Chacca! 💪🤗

Für die zehnminütige Fähre gerappten wir doch 12 Euro oneway für die beiden Pferdchen mit ihren Reitern. In Norwegen hätte diese Strecke vielleicht 2 Euro pro Person mit Motorrad gekostet. Andere Länder, andere Sitten. 🤷‍♂️ Der Campingplatz, den wir besuchten, war dann gar nicht unser Ding. Lauter Standard-Parzellen mit 4,50 m Breite, die unser Zelt gar nicht hätten aufnehmen können und dafür 30 Euro / Tag war Ausschlussgrund genug.

Ab zurück zur Fähre und dann auf wunderschönem Weg an der Ostküste entlang bis Monemvasia. Bei einer 1,5 Liter Flasche Wasser checkten wir die Übernachtungsmöglichkeiten. Wir bildeten uns ein Zimmer mit Balkon und Blick aufs Meer ein. Vor Ort besichtigten wir ein nettes kleines Hotel und bekamen genau so ein Zimmer, kaum teurer als der Campingplatz auf Elafonisos. 👍😇

Unser Ausflug zu Fuß in die alte Stadt Monemvasia, die auf der Rückseite einer Halbinsel liegt, war sehr interessant. Alleine die zahlreichen kleinen Kapellen und Kirchen in der mittelalterlichen Festung mit integrierter Künstlerstadt ist immer ein Besuch wert!

2023-09-24

Monemvasia – Kleitoria // Wetter: diesig und heiß // Temperatur: nachts 25°C, tagsüber 30°C

Griechenlands Motorradterrain

Das Frühstück in unserer Unterkunft war solide, was die Standards betrifft. Allerdings haben dem Koofi, wie soll es anders sein, am besten die süßen Sachen geschmeckt. Blätterteig mit Vanille, Marmorkuchen und noch so ein paar ungesunde Zuckerschleckereien. 🤗👍

Kurz vor 10 Uhr starteten wir einen traumhaften Fahrtag mit unendlichen Kurven, ein paar Küstenabschnitten und alpinen Streckenführungen mit allerlei Bimsel-Bamsel, wie wir es nennen, wenn auf dem Navi eine Kehre der nächsten folgt und das ganze Display voll von Kurven erscheint. Traumhaft!

Die Küstenabschnitte waren allerdings schon nach einer halben Stunde Fahrt erschöpft. Wir hatten die Tage ja auch genug davon. Dafür zog sich unsere Route nach Nordwesten in die Bergwelt hinein. In den Dörfern minimierte sich die Fahrspur oft auf eine einzelne, enge Spur und auch der sportlich ambitionierte Grieche in seinem meist verbeulten Coupé konnte hier nicht mehr so, wie er gerne wollte. 🤭

Noch mehr wunderten wir uns darüber, dass hier am kirchlichen Sonntag die Kirchgänger schon gegen Mittag den Messwein gegen kleine Ouzo-Flaschen tauschten und auf den schattigen Terrassen der Tavernen zu sich nahmen. Yammas!
Hoffentlich, liebe Griechen, lasst ihr euer Auto danach lange genug stehen! 😱

Die Schildkröte, die sich uns in den Weg stellte, hatte vielleicht auch vom köstlichen Ouzo genascht und war somit mutig genug, sich mit uns anzulegen. Gut, wir hielten an, gaben klein bei und fragten freundlich um ein Foto, welches sie uns doch gerne gewährte. Bis wir wieder im Sattel saßen, war sie auch schon im Gebüsch verschwunden… (wohl auf dem Weg in die nächste Kneipe) 😂🐢

Am frühen Nachmittag passierten wir „in the middle of nowhere“ ein nettes Dorf, an dessen zentralen Platz sich sicherlich 5 Tavernen aneinanderreihten. In einer dieser Tavernen gab es für uns Wasser und kleine Vorspeisen als Mittagssnack.

Wir folgten den ganzen Tag immer unserem MRA-Track, auch wenn uns das Garmin-Navi regelmäßig vom rechten Weg abbringen wollte. Nichts gibt´s, wir vertrauten auf die Qualität der Routenplanung und landeten fehlerfrei in Kleitoria, einem Bergdorf ca. 100 km südöstlich von Patras.

Campingplätze in dieser Gegend waren überhaupt keine zu finden. Ein Blick auf booking.com offerierte ein etwas in die Jahre gekommenes Hotel mit riesigem Swimmingpool und inkludiertem Frühstück zu marrokanischen Preisen. Da sagten wir natürlich nicht nein, stiegen nach Ankunft erst einmal in den Pool und liegen jetzt auf einem bequemen und weichen Bett, um unseren Tag im Blog festzuhalten.

Das Abendessen im Dorf steht jetzt an und vielleicht werden wir später noch einmal berichten. 😎

2023-09-25

Kleitoria – Delphi // Wetter: diesig und unbeständig // Temperatur: nachts 18°C, tagsüber 28°C

Jassu Peloponnes!

Vom gestrigen Abendessen konnten wir nichts Verhaltensauffälliges berichten, außer dass bei Rückkehr in unsere Unterkunft uns der vertraute Geruch von trocknenden Socken und ausdünstendem Reisegepäck empfing. Neutralisieren konnten wir routiniert mit einer Portion Tsatsiki, die sich ab und an Luft verschaffte… 💪😶‍🌫️

Ein im Preis inkludiertes Frühstück nahmen wir gerne wahr und kamen somit schon sehr früh los. Um 9 Uhr nahmen wir die Bergwelt wieder unter unser Geläuf. Im Mäander folgten wir der Richtung nach Patras, wo wir die Ducati checken lassen wollten. Ein unnatürliches Vibrieren an der Vorderbremse verstärkte sich in den letzten 2000 km.

Der freundliche Verkäufer der Honda-Ducati-Filiale verwies uns an die etwa 4 Kilometer entfernte Werkstatt, wo uns ein freundlicher griechischer Mechniker versuchte, weiterzuhelfen. Nach einer Probefahrt bestätigte er eine leichte Unwucht des Vorderrades bem Bremsen.

Da er keine Termine frei hatte und ich diesen Vorfall auf jeden Fall auf Gewährleistung abwickeln wollte, verabschiedeten wir uns, nachdem er die Kette entspannt und gefettet hatte. Die Kette war leider nach dem ersten Kundendienst in München zu straff gespannt worden. Sehr ärgerlich!

Jassas Delphi!

Wir fuhren weiter nach Delphi. Die Hauptverkehrsstraße wand sich wunderschön und mit vielen schnellen Kurven am Meer Richtung Osten entlang und wir konnten bei schönster Aussicht das angekündigte Unwetter im Auge behalten, welches am späten Nachmittag in unserer Zielregion erwartet wurde.

An einem traumhaften Campingplatz kurz vor Delphi empfingen uns die Besitzer sehr herzlich und empfahlen uns, ganz weit oben an einer Steinmauer unser Zelt aufzubauen. Dort schwimme man am wenigsten mit dem Zelt weg, wenn es richtig regnen sollte… 😱

Statt das Zelt aufzubauen, machten wir dort bei einem Mousaka, griechischen Salat und Tsatsiki eine längere Pause und beschlossen, uns lieber eine Unterkunft zu suchen. Und wir sollten die richtige Entscheidung gefällt haben…

Ein paar Minuten später checkten wir in den „Epic rooms“, nur etwa gute 10 Geh-Minuten zum Archäologischen Museum von Delphi entfernt, ein. Die Pferdchen durften wir neben dem Polizeiparkplatz auf die Straße stellen. 👍

Nach der Dusche wollten wir nun endlich die alte Ausgrabungsstätte Delphi entdecken. Mit Rucksack, Trekkingschuhen und Regenklamotte ausgestattet, wanderten wir zum Kassenschalter, um dort zu erfahren, dass die Außenbereiche aufgrund der Wettervorhersage geschlossen wurden. Natürlich könnten wir ins Museum gehen, aber die Karten zum Normalpreis wären nur tagesgültig und somit müssten wir morgen noch einmal Karten lösen, um die Außenbereiche anschauen zu können. Na toll… Dann eben nicht!

Mit dieser Entscheidung öffnete sich auch schon der Himmel und weichte die meist schlecht ausgestatteten Touristen bis auf die Unterhose ein. Wir zogen unsere Regenkleidung aus dem Rucksack und waren dann wenigstens einigermaßen geschützt, um den Heimweg anzutreten. Wir verschoben unser Unternehmen also auf morgen.

Wir freuten uns sehr über unsere Entscheidung für die Unterkunft. Es regnete am Abend in Strömen und wir saßen bei geöffnetem Fenster vor dem Balkon, der nicht ganz regendicht war, und beobachteten ein gewaltiges Blitz-Spektakel am Nachthimmel. Wunderbar! 🤗

2023-09-26

Delphi – Kalambaka // Wetter: unbeständig mit viel Regen // Temperatur: nachts 14°C, tagsüber 21°C

Delphi für uns ganz alleine!

Um 8 Uhr öffnete die Kasse für die Aussenbereiche. Ein Kaffee to go mit einem Granola-Bowl begleitete unseren Weg zum Kassenhäuschen. Um 5 nach 8 betraten wir mit zwei freundlichen Morgenhühnern (es waren wohl zwei deutsche oder österreichische Studentinnen) das Aussengelände von Delphi. Wir waren quasi ganz alleine auf unserer Entdeckungsreise! 🙏🙏🙏

Die Wetterkomposition tat ihr Weiteres, um diesen Augenblick unvergessen zu machen: Zwischen Gewitterwolken schien immer wieder die Sonne hindurch und zog magische Lichtstreifen durch den Himmel. Die Fotos können nur einen Bruchteil der Impressionen weitergeben, die wir dort erlebt haben.

Und dann bedenke man, dass wir den gesamten Aufstieg zu den am Hang liegenden einzelnen Sehenswürdigkeiten alleine unterwegs waren. Ruhe. Keine Störgeräusche. Freier Fotoblick. Unglaublich und einzigartig.

Erst auf dem Abstieg begegneten uns die ersten Reisebusbesatzungen mit Fremdenführer und digitaler Verortung. Wir grinsten uns mehrfach an:
Was für ein Glück durften wir doch gerade erfahren!

Auf unserem „Abstieg“: So sieht es normalerweise aus 🙈

Das Museum bot noch einige schöne Exponate und Fotos aus den 50igern und rundete unseren „Erlebnis-Vormittag“ ab.

Haben uns unsere Wolkenschieber doch gestern wieder ein paar Steine in den Weg gelegt, damit wir heute einen seltenen Genuss erfahren dürfen: Delphi für uns ganz alleine! 😍😍😍 Vielen Dank da oben!!!

Auf zu den Meteora-Klöstern

Wir checkten mittags aus und drehten das Steuer auf „Meteora-Klöster“. 240 Straßenkilometer Richtung Norden heißt ca. 5 Stunden Fahrt, ein volles Programm also noch. Der Streckenverlauf zeigte sich vielversprechend. Viele Kurven, viele Kehren, viele Höhenmeter!

Doch die Eigenart von Bergen ist auch, dass sie die Wolken auffangen. Und wo Wolken sind, kann es auch Regen geben. Ja, so war es dann auch! 😅 Endlich mal keine 30 Grad! Nein, es waren nur noch 14 Grad 🥶 und viel Regen! Alle Reißverschlüsse zu, Pulli an und weiter…

Weil wir keinen Track für die abgeänderte Route generiert hatten, folgten wir der „kürzesten“ Route unseres Navis, die uns allerdings in einigen Teilen am Rand der griechischen Überschwemmungsebene entlangführte. Was wir dort sahen war alles andere als erbaulich: Überschwemmtes Ackerland, abgesoffene Häuser und verheerende Infrastrukturschäden über viele Kilometer. So etwas wirft ein Land ganz gewaltig zurück!
Sogar in Kalambaka, also der Stadt nahe den Meteora-Klöstern, konnte man noch die Auswirkungen der sintflutartigen Regenfälle erkennen.

Wieder haben wir uns in ein kleines B&B eingebucht, um den vorhergesagten Gewittern auszuweichen und wieder haben wir richtig entschieden: Gerade schüttet es aus Eimern und wir sind froh, im Trockenen sitzen zu dürfen und nicht im Zelt. 😀 Morgen wollen wir die Klöster erobern. Mal sehen, was uns erwarten wird. 🤗

2023-09-27

Kalambaka – Ioannina // Wetter: auf Regen folgt Sonnenschein // Temperatur: nachts 15°C, tagsüber 23°C

Die Early Birds in den Meteora-Klöstern

Die markanten Felsformationen von Kalambaka, auf denen die Meteora-Klöster wie Storchennester trohnen, zeichneten sich im ersten Morgenlicht noch vor Sonnenaufgang scharf ab. Der senilen Bettflucht sei Dank, diese Morgenansicht erleben zu dürfen, galt der nächste Blick der Wetter-App, die am Vormittag keinen Regen voraussagte.

Unserer 3,5 Stunden Tour, die wir noch am Vorabend bei Komoot gefunden hatten, stand also nichts im Weg. Wir mussten nur pünktlich aufbrechen. Pünktlich hieß um 08:30 Uhr. Vorher wollten wir noch einen Kaffee zu uns nehmen, der in der Lobby der Unterkunft angeboten wurde.

Die Luft und die Temperatur waren angenehm frisch und wir freuten uns auf körperliche Bewegung und das Weltkulturerbe Meteora-Klöster. In der ersten Stunde durchquerten wir Eichenwälder, die sich am Fuße der unbeschreiblichen Felsformationen befanden.
Und nicht nur das. Mit geschultem Auge entdeckten wir auch noch prächtige Maronen und Steinpilze, die wir allerdings schweren Herzens stehen lassen mussten. Kein Platz im Gepäck und keine sofortige Verwendung garantiert. 😢

Nachdem wir zwei kleine Klöster am Wegesrand liegengelassen haben, erreichten wir über den Wanderweg das erste große Kloster „Metamorfosis Sotiros“, welches wir dann auch besichtigt haben. Im Klostergarten und auf den ausgesetzten Freisitzen konnte man gut verstehen, warum die Mönche dort oben sich niedergelassen haben:
Ein Kraftort! Ganz nahe dem Himmel und weit weg vom geschäftigen Treiben der Menschen im Tal.
Ja, kurz überlegte ich, wie es wäre, dort oben als Mönch in mich zu gehen, verwarf dann aber schnell diesen weit hergeholten Gedanken vom Koofi in der Mönchskutte… 🙈😂

Der Abstieg war steinig, wie man es bei solch einem Thema erwartet. Und etwas entschlackt kamen wir dann doch so pünktlich in unserer Unterkunft an, dass wir uns noch duschen konnten, bevor wir auf unsere Pferdchen stiegen. 😀

Der Track führte uns nach Westen ins Gebirge. Entlang eines Flußlaufes waren die Unwetterschäden noch deutlich zu erkennen und auch in den Bergen, vor allem in den Schluchteinschnitten, war Vieles weggespült worden.

So hatten wir dauernd Hindernisse zu umfahren und Engestellen zu passieren, bis irgendwann ein Baustellentrupp mit schwerem Gerät die Straße blockierte, um eine Mure von der Fahrbahn zu schieben.

Auf Nachfrage meinten die Verantwortlichen, dass man es schon versuchen könne, aber sie nicht wissen, ob und wie weit man kommen würde. Ok. Das war dann doch zu ungewiß und wir drehten vernünftigerweise um. Auch die Ersatzstrecke war in Teilen gesperrt und wir erreichten unser Ziel Ioannina nach einigen Umleitungen auf sehr schönen Straßen etwas verspätet am Nachmittag, um uns eine Unterkunft zu suchen.

2023-09-28

Ioannina – Vlora // Wetter: sonnig // Temperatur: nachts 18°C, tagsüber 29°C

Albanien

Den Grenzübertritt nach Albanien findet ihr hier: Etappe 7.4: Balkan