wir sind nun also in Marokko angekommen. Unsere Europa-Reise müsste für die nächsten 3-4 Wochen wohl eher in Nordafrika-Reise umbenannt werden.
Bevor wir mit den Motorrädern von Gibraltar nach Ceuta übergesetzt sind, haben wir uns eine nette Unterkunft in Chefchaoune für die nächsten beiden Tage gebucht. In Marokko werden wir eher B&B´s buchen, da die Campingplätze größtenteils auf Wohnmobile ausgelegt sind und wir mit unseren Motorrädern + Zelt keine idealen Bedingungen vorfinden werden.
Sollten uns trotzdem saftige und grüne Oasen zum Zelten verführen, werden wir schon überlegen, ein paar der 1001 Nächte unter dem Sternenhimmel zu verbringen… 🤗
2023-04-20
Ceuta – Chefchaoune // Wetter: prächtig // Temperatur: nachts 13°C, tagsüber 28°C
Jaaaa! Afrika, wir kommen.

Nach unserem kleinen Abenteuer Grenzübertritt nach Marokko waren wir glücklich, Etappe 2 beginnen zu können und ließen uns gleich mal auf den marokkanischen Verkehr ein.
Nach den ersten Eingewöhnungskilometern hatten wir die nächsten Aufgaben zu meistern:
Geld tauschen und „SIM-Karte“ kaufen.
Erfreut, dass wir nach wenigen Kilometern eine große „Moroccan Telekom“ – Filiale am Straßenrand entdeckten, hielten wir an und ich verschwand für die nächste 3/4 Stunde in diesem Laden… 🙈
Aus Erfahrung wusste ich, dass man bei einem Telekommunikations-Fachmann relativ schnell eine SIM-Karte erstehen und ein Datenvolumen aufbuchen kann. Mein Französisch reichte soweit, dieses Vorhaben einer Mitarbeiterin erklären zu können.
Nachdem wir die Randbedingungen über Datenvolumen, Preis und Laufzeit geklärt hatten, verschwand sie in Security-Begleitung im Kassenraum und kam kurz darauf mit SIM-Karte und einem Briefheftchen zurück.Das Smartphone hatte ich schon „zerlegt“, um die SIM-Karte einzubauen.
Alles fein bis jetzt.👍 Die Dame hat dann eine Nummer gewählt, die SIM-Karte eingebucht und danach das Datenvolumen abgerufen. Bingo. Testanruf beim Betreiber. Daumen hoch. Glücklich gab ich ihr ein Trinkgeld und verschwand mit dem Handy aus dem Laden.
Arlett war zwischenzeitlich schon (im Halteverbot) festgewachsen. Ich wollte schnell den Hotspot aktivieren, damit wir unsere Smartphones nutzen können:
Einstellungen aufrufen. 😬😬😬
Ach du Sch… –> das komplette Menü in arabischer Schrift. Keinen blassen Schimmer, wo nun was zu finden war. Nach 5 Minuten Selbstversuch bin ich wieder umgekehrt und in den Laden zurück. Na dann, stellt mir doch bitte, bitte meine Sprache wieder so ein, dass ich sie wenigstens entziffern kann. Von mir aus auch Englisch! 😭
Die Dame holte Kollege 1, der Laden füllte sich. Dame und Kollege 1 holten Kollege 2 zu Hilfe, der Laden füllte sich weiter. In aller Seelenruhe wurde das China-Handy in allen Tiefen der Menüführung erforscht und nach einer weiteren Viertelstunde war es vollbracht. Ich konnte es wieder entziffern!!! 👏👏👏
Abenteuer bestanden. Eine weitere Stunde verloren. Doch, zum Glück, war durch die zweistündige Zeitverschiebung wieder alles entspannt und wir konnten die Fahrt nach Chefchaoune fortsetzen.
Das B&B haben wir relativ schnell gefunden. Man empfahl uns, alle Anbauten vom Motorrad abzubauen, damit nichts wegkommt, da die Pferdchen auf dem Gehweg vor dem B&B geparkt wurden. Weg mit Gepäckrolle, Fernbedienung, Ladekabeln, Mountbefestigungen und seitlichen Fronttaschen und dann ab unter die Dusche.
Abends ging es zu Fuß noch kurz in die „blaue“ Stadt zur Ersterkundung und zum Abendessen. Morgen kommt dann die große Stadtbesichtigung. 😀

2023-04-21 bis 22
Chefchaoune – Meknes // Wetter: viel Sonne // Temperatur: nachts 12°C, tagsüber 28°C
Unseren Smartphone Wecker haben wir auf 08:15 Uhr gestellt, um das Frühstück um 09:00 Uhr in der obersten Etage des Riads zu nehmen. Durch die Zeitumstellung in Marokko (minus 2 Stunden) war das Frühstück dann um 11:00 Uhr (deutscher) Zeit. Wir haben also richtig ausschlafen können.
Das erste marokkanische Frühstück war schon mal ein ordentlicher afrikanischer Start 🤩:

Kaffee, frisch gepresster Orangensaft, Rührei, Joghurt / Müsli, Schälchen mit Frischkäse, Oliven und Olivenöl, Honig und Peanut-Creme. Sauber, Afrika, das hast Du gut gemacht! 😍
Wir sind den Tag nach der gestrigen Grenz-Hektik gemütlich angegangen. Gegen Mittag sind wir ins „Blaue Wunder“ aufgebrochen. Nach 10 minütigem Spaziergang von unserem B&B aus erreichten wir die Medina (altes Stadtzentrum), die uns mit all den blauen Gassen mit großer Wucht beeindruckte.
Jeder Blickwinkel gab neue Details frei, blaue Stufen, blau eingerahmte Fenster, Blautöne in allen Variationen, auch Mißtöne waren zu finden, die die Kontrastierung noch verstärkten.





Die Temperaturen sind zwischenzeitlich auf 27 Grad angestiegen. Der 20 minütige Fußmarsch auf einen östlich gelegenen Aussichtspunkt hat sich trotzdem sehr gelohnt. Von hier aus konnte man direkt ins blaue Herz der Stadt schauen. Wir verweilten an diesem Kraftort eine Weile und genossen die leichte, geschmeidige Brise, die dort oben wehte.


Die Suche nach einem Abendessen gestaltete sich etwas schwieriger, weil heute der letzte Tag des Ramadan war und viele Restaurants geschlossen hatten. Trotzdem haben wir sehr gut gegessen. Salate, eine Tajine, ein Couscous, dazu frisch gespresste Säfte. That´s it. 👍
Heute (Samstag) geht es nach Meknes. Eigentlich war die Besichtigung von Meknes mit einem Nachmittag veranschlagt. Als wir unsere Route durchs Hinterland überprüften, war uns klar, dass es eigentlich nur eine Abendveranstaltung werden konnte. Also Planänderung: Zwei Nächte in Meknes, zwei in Fes… (sind ja auch ganze 70 km entfernt) 😂
Die ausgearbeitete Route hat sich dann doch zeitraubender als gedacht gestaltet. Asphaltstraßen, die keine mehr waren und Schlaglöcher, die wirklich welche waren!!! 🙈 Ca. 80 lange Kilometer stolperten wir über die Pisten und überlegten, welchen schnelleren Bypass wir für den Rest der Strecke einschlagen können.
Schon kam Hilfe aus dem „off“. An einer der nächsten Kreuzungen lag ein Unternehmen mit Schwerlastverkehr und Potz Blitz war die Straße wieder breit und gut augebaut. Ich nahm leichtes Jubilieren in der Gegensprechanlage wahr. Arlett hatte sich sehr tapfer durch die wirklich anstrengende Strecke gekämpft und wurde jetzt mit einer stressfreien Landstraße belohnt.
Am Schluss des Tages hatten wir 270 km intensives Fahren durch aremberaubende, sich ständig ändernde Landschaften und Regionen hinter uns. Was für ein schönes Land 😍😍😍







Das China-Handy, das ich mir für die Bosnia-Rally gekauft hatte, bewies in Verbindung mit der DMD2-App eine richtig gute Ergänzung zum Garmin-Navi. Bei der Anfahrt des Riads in Meknes konnte ich dank meiner Fernbedienung am Lenker die kritischen Kreisverkehre und Abzweige heranzoomen und gab diese Information an Arlett, die vor mir fuhr ab. Somit gelangten wir ohne große Umwege an unser Riad.
Dort angekommen, haben unsere Pferdchen einen besonders individuellen Platz in einer Küche bekommen. Gut geschützt und vielleicht gibt es dort in unserer Abwesenheit auch ein paar Leckerlis für die beiden… 😉

Wir haben für die nächsten zwei Nächte ebenfalls einen sehr eigentümlichen und fensterlosen Schlafraum. Ich würde sagen, dass unser Schlafzimmer früher einmal eine Haremsnische des Hausherren war. Mit direktem Zugang aus dem Frühstücksraum… 🤣

Der Abendausflug nach Meknes gestaltete sich als etwas hektisch. Ramadan war mit dem heutigem Tag vorbei und alles tümmelte sich auf den Straßen. Außerdem waren die meisten Restaurants geschlossen, da sich die Betreiber ja auch auf den Straßen tümmelten.
Notgedrungen haben wir uns an einem marokkanischen Marktstand versorgt: Eine Art Kebap mit schwer zu identifizierenden Inhaltsstoffen. Dazu frisch gespressten Orangensaft. Das Ganze auf zwei im Marktgetümmel platzierten Plastikstühlen. Ja, Afrika ist etwas anders. Erfrischend anders… 😎

2023-04-23
Meknes // Wetter: sonnig // Temperatur: nachts 15°C, tagsüber 28°C
Baustelle Meknes 😑
Nun hatten wir alles umgestellt, um Meknes in Ruhe ansehen zu können. Leider Fehlanzeige. Meknes ist eine einzige (Kultur-) Baustelle:
El Hedim Platz = Baustelle = geschlossen.
Altes Gefängnis = Baustelle = geschlossen.
Pferdeställe = Baustelle = geschlossen
3 schöne Stadttore = Baustelle = mit einem Gerüst versehen.
Alle interessanten Museen geschlossen.
Nur das Mausoleum von Mouley Ismail war offen, allerdings erst ab Nachmittag. Wir waren vormittags da. 💪😖
Leider sind das fast alle Sehenswürdigkeiten von Meknes, die nicht besucht werden konnten.



Auf Grund der Feierlichkeiten des Fastenbrechens kam erschwerend hinzu, dass kaum Restaurants geöffnet hatten. Wir fanden mittags wenigstens in den Tiefen der Medina ein Terrassenrestaurant, welches sogar eine gute Küche offenbart hat.

Hätten wir das im Voraus gewusst, hätten wir Meknes nur als kurzen Stop in unsere Route nach Fes eingebaut. So haben wir leider 2 Tage unserer Reise nicht unbedingt sinnvoll genutzt. Aber so ist es nunmal auf einer Reise. Manches läuft eben nicht immer nach Plan. 🤷
Nun hoffen wir, dass morgen in Fes alles wieder normal ist. Danach werden wir eh vor der kommenden Hitzewelle in den Atlas flüchten. 🥵😀
2023-04-24 bis 25
Einparken in Fes
Meknes – Fes // Wetter: sonniger geht´s nicht // Temperatur: nachts 18°C, tagsüber bis 37°C 🥵
Die Fahrt von Meknes nach Fes brauche ich nicht zu beschreiben. Eine Gerade gezogen, ca. 65 km lang, zwei, drei Kurven eingebaut und pfundweise mit Kreisverkehren verziert. Damit man nicht zu schnell fährt, warten alle 20 km Polizeikontrollen auf einen.
Mit einem Lachen und Winken vom Pferdchen aus, freuen sich auch die Polizisten, die nett in ihren Uniformen anzusehen sind und ihren Dienst in der Hitze schieben (müssen).
Gegen Mittag sind wir in Fes angekommen. Die 30 Grad-Marke war schon geknackt. Der Stadtverkehr war kuschelig im Moped-Overall 🥵. Zum Glück haben wir unsere Unterkunft auf dem Navi gemarkert und mit dem Ende einer Einbahnstraße markiert.
Von hier aus waren es nach Google noch ca. 150 m zum Riad. Wer Fes kennt, weiß, dass Fes eine der schönsten und größten Medinas in Nordafrika hat. Unser Riad war schon Teil davon! 🫣 Und so eine Medina hat Tücken! Da gibt es Stadtteile, deren Labyrinth-System an Wegen von Google gar nicht mehr erfasst werden.
Natürlich waren wir in medias res! Während Arlett auf die Pferdchen aufpasste, versuchte ich, mich an meine Pfadfinderkenntnisse zu erinnern… OK, ich kürzte das Procedere ab und fragte einen kleinen Jungen nach unserem Riad.
WOW! Er wußte Bescheid! Nach zweiminütigem Fußmarsch durch eine sehr enge Gasse bergauf, einem Abzweig in einen noch engeren Weg, deutete er auf ein Schild und wir gingen wiederum dort noch einmal einen düsteren Gang 10 Meter hinein. Der Junge klingelte und kurz darauf wurde vom Hausherrn bestätigt, dass ich richtig war. 👍 Das war ein paar kleine Münzen für den eigentlichen Pfadfinder wert und der Junge freute sich sichtlich.
Nächste Frage, fast obligatorisch, ob er eine Unterkunft für unsere Pferdchen hätte?
Yes, sure! Er rief in irgendeine Ecke des Labyrinths. Das Labyrinth antwortete unverständliche Worte. Daraufhin verließen wir den düsteren Gang, bogen einmal ab und der Hausherr machte ein schweres Eisentor auf.
Es kam eine Art Lagerraum zum Vorschein. Und versteckt hinter einer riesigen Stütze, die natürlich überall im Weg stand, eine 700er Aprilia-Enduro mit italienischem Kennzeichen. Heimatgefühle wurden wach 😉. Zwei Pferdchen passten gerade noch in den versteckten Stall. Der Preis wurde für 2 Nächte ausgehandelt und ich machte mich auf den Rückweg zu Arlett.
Als erstes habe ich dann Arletts Maschine ins Labyrinth bewegt. Es ist ja nicht so ungewöhnlich, dass ab uns zu ein schmales 50 ccm-Mofa dort durch die Gassen fährt, aber eine ausgewachsene 700er mit ausladenden Seitenkoffern durch eine Medina zu bewegen, war doch nicht nur für mich ein Erlebnis…Gab es da nicht mal einen James Bond mit einer Verfolgungdjagd, die in Marrakesch spielte?… So müsst ihr euch das vorstellen, nur etwas langsamer. 😉😅
Die letzte Gasse hatte dann auch noch drei oder vier flache Stufen zu überwinden. Jetzt nur noch die gut 10 cm hohe Schwelle, die es in die Garage zu überwinden gab, und schon war Koofi schweißgebadet und das Moped in der Garage. Schon geübt, wurde auch mein Töff in ähnlicher Weise in die Garage buxiert.

Übrigens gibt es einen Videoausschnitt vom Einfahren in die Garage auf Arletts Tagebuch in Polarsteps! 🥰
Im Nachgang sollte ich vielleicht überlegen, zukünftig einen Trail-Kurs (Geschicklichkeitsfahren mit dem Motorrad) als Urlaubs-Event in der Medina von Fes anzubieten?… 😂
Durchhalten in Fes
Auf Grund der Hitzewelle, die am Dienstag mit 37 Grad unseren Besuch nicht unbedingt erleichterte, konnte man unsere Kulturausflüge als Fortgeschrittenen – Sport – Programm bezeichnen. Am Montagnachmittag bei „nur“ 34 Grad die Gerbereien zu besuchen, ist auch eine Herausforderung: Der Geruch der abgezogenen Schafs-, Ziegen- und Kuhfelle in den verschiedenen Bottichen mit Ammoniak, Taubenkot, und übel riechenden anderen Flüssigkeiten muss man abkönnen. Aber es war trotzdem ein Erlebnis!



Die zahlreichen Tore (Bab´s) der Stadt gingen in der Hitze fast unter. Die Pause in einem Café bei Minztee oder frisch gepresstem Orangensaft war für uns eher überlebenswichtig, als die Tore…😉

Die Medina ist auf jeden Fall das Highlight in Fes. Riesig groß und wirklich ein Layrinth mit endlos vielen Abzweigen, Kreuzungen, Geschäften, Händlern, Restaurants und, und, und…
Und trotzdem benötigten wir weder falsche noch richtige Führer, um wieder nach Hause zu finden. Dank Google und Spürsinn hat es immer geklappt. 💪


2023-04-26 bis 27
Khenifra Nationalpark
Fes – Zaida – Merzouga // Wetter: sehr heiß mit erstem Regen // Temperatur: nachts 18°C, tagsüber bis 39°C
Nach vier Tagen in etwas beklemmenden Unterkünften ohne Fenster freuten wir uns sehr, wieder etwas Luft schnappen zu können. Heiße Luft, wie sich nach schweißtreibender Befreiung der Pferdchen herausstellte. 34 Grad waren schnell erreicht und die Transferstrecke bis Ifrane war recht langweilig.
Aber dann! Die Strecke, die vor uns lag, entpuppte sich als ein schöner schwungvoller Mäander. Wir verließen die tiefer gelegene Ebene und bemerkten, dass von Kilometer zu Kilometer auch die Temperaturen entspannter wurden. In 1500 bis 1800 Meter Höhe waren doch fast 10 Grad weniger zu verzeichnen.





Die Strecke windete sich durch den Khenifra Nationalpark. Immer wieder begegneten uns an Touristen-Ausblicken Pavianhorden. Die Straße, die an einem erfrischenden Bachbett entlang führte, bot uns hervorragende Wildcampmöglichkeiten, die wir aber aus eigenem Sicherheitsempfinden ausschlossen. Paviane und nicht offiziell erlaubtes Wildcamping war ausschlaggebend.



Ein Abzweig weiter wandelte sich für 50 – 60 km die ehemalig asphaltierte Straße in eine unbefestigte Strecke. Für Koofie ein 😍, für Riesi ein 🫣. Und wie es immer so ist, führen die kleinsten Strecken in die schönsten Gegenden. Und peu a peu wird es für Arlett immer selbstverständlicher, in die Fußrasten zu steigen und dadurch sicherer die unbefestigten Wege voranzukommen. 💪

Und man glaube es nicht: In 2050 Meter Höhe fing es leicht zu regnen an! Unser erster Regen seit 4500 Kilometern, der uns während der Fahrt erreichte. Der ganze Spuk war aber nach 10 Minuten auch wieder um und nach 290 Fahrkilometern kamen wir in Zaida, einem reinen Kreuzungsort mit 3 Ausfallstraßen, an.
Das Hotel Palace wurde geentert und wir verbrachten dort wieder eine Nacht mit richtigen Fenstern!

Im Heißluftföhn nach Merzouga
Heute soll es ins Erg Chebbi bei Merzouga gehen. Die Wettervorschau sagt uns 37 Grad für heute an. Wir starten immerhin noch auf 1500 müNN. Da die Pferdchen gestern ganz schön eingestaubt wurden, gab es eine kurze Wäsche und Benzin an der Tankstelle. Preisverhandlung im Vorfeld wurde versäumt und schon hat man voraussichtlich das Doppelte als Tourist für eine „Lavage“ gezahlt…
Anyway, lange Geraden und viele Baustellen warteten auf uns. Wir bauten unsere Höhe üNN langsam ab und die Temperaturen auf. Ein kleiner Pass und eine anschließende Gorges lockerten die Strecke auf. Bis es dann an die letzten 100 km ging. Der Heißluftföhn wurde eingeschaltet.


Mit dem Erreichen der Sanddünen-Ausläufer der Sahara erreichte auch das Termometer den Höchstwert: 39 Grad im Schatten. In der Sonne? Nicht auszudenken. Im Motorradanzug: Nur nicht anhalten, damit der (vermeintlich) kühlende Fahrtwind nicht abbricht. Sobald man das Visier öffnet, bläst der Föhn! Also wieder runter damit. Alle Nase lang anhalten und Trinken. Man merkt nicht, wie man dehydriert und damit seine Konzentration verliert…


Knapp 300 heiße Kilometer spulten wir am heutigen Tag ab, bis wir am Hotel Sud angekommen waren:
Fully booked! 😯 Zahlreiche Mopeds bevölkerten den Parkplatz und überall sammelten Safaritourer Touristen zur nahenden „Sundowner-Tour“ ein.
Kurz vor dem Hotel noch die erste Tiefsandeinlage von Arlett. Im Schritttempo mit dem Vorderrad eingesunken und Hops – liegt das Pferdchen schon auf dem Seitenkoffer…



Etwas enttäuscht, weil wir eigentlich hier unsere Endstation für heute vermutet hatten, buchten wir eine Unterkunft und wurden mit einem traumhaften Dar (ähnlich eines Riads, nur mit Fenstern! 😅) in Merzouga belohnt.

Der Gastgeber empfing uns vor der Türe, ließ unsere Pferdchen in den abgeschlossenen Hausbereich, zeigte uns unser liebevoll eingerichtetes Zimmer und fragte ob wir einen Tee, Kaffee oder ein Bier wollten.
Haben wir gerade „Bier“ vernommen? 🫣 Oder war das schon eine Fata Morgana? Das letzte offizielle Bier gab es in Spanien und jetzt hier am Rande der Wüste? Wir wollten unseren Ohren nicht trauen und bestellten zwei Bier. Wer weiß, wie lange diese Option gültig ist…
Und ihr könnt euch vorstellen, dass dieses Bier, in einem gekühlten Glas serviert, eines der besten überhaupt gewesen ist. WOW. Das hat gezischt! 🤩🤩🤩
Danach gings an/in den Pool. Der hat auch gezischt!!! WUNDERBAR!!!

2023-04-28 bis 30
Kraftort Sand-Wüste (Sahara)
Merzouga – Imilchil – Ouzoud // Wetter: heiß bis (fast) kühl: // Temperatur: nachts 16°C, tagsüber bis 32°C
Die Tage in der Wüste haben uns gut getan! Die Unterkunft war wirklich außergewöhnlich und der Gastgeber hat sich extrem um uns bemüht und an alle Abmachungen gehalten. Ein Umstand, den wir leider in Marokko an jeder Ecke vermissten. Ob beim Essen, Café trinken oder einfach beim Wasserkaufen. Man muss immer auf der Hut sein, nicht über den Tisch gezogen zu werden. Schade leider.

Am Freitagvormittag gab es Wüstenerkundungen gemeinsam mit einer Catalanischen Renterband (ein Gespann von 7 coolen Leuten um die 70), danach Pool und Tagebuch 🤓. Am Nachmittag waren wir auf Reinhold Messners Spuren unterwegs und eroberten die höchste Düne im (fast) ganzen Land! 🤥🤭

Fragt aber bitte nicht, wie mühsam das war! Die Pulsuhr lief mit und attestierte mir, dass mein biometrisches Alter dem eines Methusalems gleichen musste. Exakt eine Stunde waren wir für 135 Höhenmeter und ein paar Kilometer Strecke unterwegs. Zu unserer Entschuldigung muss man allerdings sagen, dass ab einer gewissen Steigung Dünen-Erobern keinen Spaß mehr macht. 10 Schritte Sand getreten, 3 Schritte vorwärts gekommen…
Ok, irgendwann waren wir oben. Die Belohnung war eine überwältigende Aussicht auf die Wüste rund rum: Dromedar-Karavanen, Berber-Zelt-Dörfer, Touristen mit Quads und Motocrossmaschinen. Alles konnte man von da oben sehen und mit samt einer Brise Sand einatmen.





Am nächsten Morgen war Sonnenaufgang in der Wüste angesagt. Aber dann so früh doch lieber nicht zu Fuß, sondern Abfahrt um 06:15 Uhr mit einem Wüsten-Buggy. Das mit dem Buggy war zwar nicht ganz unsere Wellenlänge, weil sie dem Wesen der Wüste widersprach, aber die Erlebnisse des Sonnenaufgangs waren trotzdem einmalig.




Touristische Todra-Schlucht
Nach dem Sunrise kurzes Eintauchen in den Pool, danach Frühstück und Abfahrt Richtung Todra-Schlucht. 320 Wüstenkilometer standen auf dem Programm. Geld abheben (mit Kreditkarte kann man in Marokko selten zahlen), Tanken und ewige, kilometerlange Geraden durch unwirtliche Gegenden abspulen. Dafür kommen wir schnell voran.
Die Todra-Schlucht kündigte sich durch Reisebusse und, wer glaubt´s, durch jede Menge Touristen an. Es ist nun mal so: Wer etwas zu bieten hat, preist es an und macht Geschäfte damit. Ist bei uns auf Schloß Neuschwanstein nichts anderes und soll auch kein Vorwurf sein.



Na, dann rein ins Getümmel! Aus meiner Reiseerfahrung ist es am einfachsten, sich den hiesigen Verkehrsabläufen anzupassen. Rücksichtnahme rückt an zweite Stelle. Jetzt komm i, wie der Bayer sagt, ist schon ein guter Vergleich. Taxi will sich rechts vorbeidrängen? Nix da! Rechts wird zugemacht.
Über Funk warne ich Arlett vor einheimischen Mopeds, die sich durchzwängen wollen. OK. CHECK. NIXDA! 😂

Nun, die paar Kilometer in die Schlucht waren interessant und wir haben viel Schauspiel, Tourismus und fliegende Händler gesehen. Danach geht´s auf netten Strecken durchs Hinterland bis an unseren Zielort Imilchil.
Eine relativ arm wirkende Gegend, in der viele Kinder uns manchmal sogar agressiv durch Gestik und Handbewegungen überreden wollen anzuhalten, um etwas zu kaufen oder Geld zu geben…
Die Unterkunft, in der wir landen, haben wir über drei französische Motorradfahrer, die wir an einer Tankstelle getroffen haben, in Erfahrung gebracht:
Einfache Unterkunft mit erstaunlich gutem Essen. Bingo, alles gut. Nur die Betten waren härter als unsere Thermarest… 😉


Erste Hilfe und die Wasserfälle von Ouzoud
Nach freundlicher Verabschiedung von den Franzosen, die uns noch ein paar Fotos zugemailt haben, brachen wir Richtung Ouzoud auf. Der Tag brachte sehr interessante Gesteinsformationen im relativ hohen Streckenverlauf (2000 m – 2300 m). Die Routenführung war nett, aber nicht mit fahrerischen Delikatessen umrahmt.

Nach einer Rechtskurve winkte auf einmal ein einheimischer älterer Mopedfahrer dezent bittend um Hilfe. Wir fuhren ran und er zeigte uns seinen kaputten Schlauch in der Hoffnung, dass wir ihm helfen könnten. Na klar, wozu haben wir denn angehalten?
Nach etwas längerer Suche nach unserem Flickzeug (unterste Ebene linker Seitenkoffer 🤦♂️) flickten wir gemeinsam seinen Schlauch und packten wieder zusammen. Eine gute Tat für den Tag war schon mal vollbracht! 😇


Der folgende Pass führte uns auf respektable 2645 müNN und ließ die Temperatur auf bedrohliche 18 Grad sinken. Alle Lüftungsöffnungen am Anzug schließen. Passt.
Kurz vor unserem Ziel sollte es eigentlich eine 14 km lange Offroad-Straße geben. Da waren wir wohl zu spät dran. Diese Piste wurde zwischenzeiltlich asphaltiert. Kein Offroadspaß mehr 😪

Am Zielort eingetroffen wurde die Unterkunft in Ouzoud nach zweimaliger Such-Anfahrt gefunden und das Gepäck in ein sehr schönes B&B geladen. Schnell duschen, bequeme Klamotte an und ab zum Wasserfall.
Keine Frage, der Wasserfall ist schon beeindruckend. Die Menschenmenge an einem Sonntagnachmittag allerdings auch! Schauen wir doch, ob wir morgen Früh das Ganze noch einmal angehen…
Jetzt erst mal Gute Nacht!



2023-05-01
Ouzoud – Ait Ben Haddou // Wetter: perfekt: // Temperatur: nachts 16°C, tagsüber bis 35°C
3 Stunden für 100 Kilometer
Wir verließen Ouzoud relativ früh. Eine wiederholte Begehung der Wasserfälle wurde durch ein reichhaltiges Frühstück kompensiert und unser Etappenziel nahe Ait Ben Haddou mit gebuchtem Riad lag ca. 280 Streckenkilometer entfernt.
Laut Karte und und meiner Vorankündigung an Arlett sollte es ein entspannter kurvenreicher, mit ordentlich asphaltierten Straßen durchzogener Fahrtag werden. Ich untermauerte meine Aussage mit dem Hinweis auf folgenden Kartenausschnitt, der eine RN23, bzw. R307 darstellte:

In unserer Unterkunft trafen wir noch ein portugiesisches Motorrad Pärchen. Als wir abfuhren, meinten die beiden, dass die R307 wohl sehr schön, aber in weiten Teilen eine „Gravelroad“ sei. Bis dahin war mir noch nicht bewusst, dass die auf der Landkarte fett und rot markierte vor uns liegende Landstraße die besagte R307 sein sollte.
Mit unserer Abfahrt verloren sich die Worte des portugiesischen Pärchens und wir retteten erst einmal eine Schildkröte, die verkehrswidrig auf dem Mittelstreifen der Straße parkte. Oh, schon wieder eine gute Tat! 🤗Näheres mit Video in Arlett´s Blog 😉

In Demnate waren wir noch tanken und bei meiner BMW die Luft prüfen. Komischerweise verlor der Vorderreifen seit Beginn der Reise minimalst Luft. Ich hatte den aufgesetzten Luftdrucksensor im Verdacht.
Nach weiteren Kilometern stellte ich fest, dass immer wieder die Straßenbezeichnungen RN23 und R307 sowohl auf dem Garmin, als auch auf der DMD2-App zu erkennen waren.
Sollte unsere Route doch über die besagte R307 führen? Ich machte noch Witze übers Kommunikationssystem, dass der Portugiese mit der Streckendefinition wahrscheinlich übertrieben hat. Aber die Straßenverhältnisse wurden nicht unbedingt besser. Dafür war die Landschaft grandios! 🤩


Als wir den Tiz´n Outfi (Tiz´n = Pass) erreichten, waren wir auf 2150 m Höhe. Die Temperatur war angenehm, dafür änderten sich die Straßenverhältnisse extrem von fast 4-spurig asphaltiert nach europäischem Standard zu einer wirklich anspruchsvollen Gravelroad mit schlüpfrigen Lehmpassagen, Baustelleneinrichtungen und tiefen Schlaglöchern.





Zum Glück war das Wetter stabil! Diese Piste bei Regen wäre im Denzel Alpenstraßen-Führer definitiv mit SG5 bewertet worden. Da hätte dann nur Luft ablassen und Schritttempo fahren geholfen. Oder aber umdrehen. Wir kämpften uns durch die Strecke und nach 3 Stunden hatten wir einen Großteil der anstrengenden Passagen hinter uns.
Das in der Ferne leuchtende Solarkraftwerk von Quarzazate verriet uns, dass die Tortur bald ein Ende haben muss. Wir waren platt und gerädert. Der schnurgerade Zubringer zur im Tal laufenden nächsten Route National genossen wir, weil sie langweilig, stupide, schnell und ohne Konzentration gefahren werden konnte.




Ein kurzer Stop in Ait Ben Haddou wurde noch eingelegt, wir waren allerdings zu platt für ein Kulurprogramm und haben uns die alte Festung nur von außen angesehen.

Am Nachmittag erreichten wir unser gebuchtes Riad, das von einem Künstler (Maler) mit seinem Bruder betrieben wurde. Wir vertraten uns noch in der Oase an einem Flüßchen die Beine. Das Abendessen war ausgesprochen gut und langsam können wir nun eine gute Tajin von einer weniger guten unterscheiden.

Morgen geht es nach Marrakesch!
2023-05-02
Ait Ben Haddou – Marrakesch // Wetter: wolkenlos // Temperatur: nachts 18°C, tagsüber bis 38°C
Auf nach Marrakesch
Marrakesch, der Inbegriff von brodelnden Märkten, fliegenden Händlern, einer kaum mehr zu entfliehenden Medina und der Souks, die zentral um den Marktplatz Djemaa el Fna angeordnet sind, gebührt großer Respekt.
Die Strecke dorthin führt erst über eine kleinere gut ausgebaute und landschaftlich reizvolle P1506 bis sie auf die N9, einen bestens ausgebauten 3-4 spurigen Gebirgs-Highways stößt.
Vor exakt 30 Jahren bin ich damals mit einem Landrover über diesen Col de Tichka gefahren. Es war damals schon eine ordentliche Passstraße. Jetzt würde ich den Pass mit dem Timmelsjoch vergleichen. –> auf österreichischer Seite! ☝️😎 – damals noch ein Gerlossattel. 😉
Langsam taucht die Straße in die lähmende Hitze der Großstadt ein. An einem zentralen Kreisverkehr ist man dann urplötzlich im sagenumwobenen Verkehrschaos von Marrakesch angekommen. Fünf Straßen münden an diesem Kreisverkehr. Gleich einer Sanduhr werden die Fahrzeuge in den Schlund des Kreisels gezogen. Zwischen den vierrädrigen Fahrzeugen rieseln die Mopeds, Pferdekutschen und Handwagen durch. Unglaublich. Wenn man in die Gesichter der Fahrer schaut, meint man, man wäre im Elfmeterschießen eines WM-Endspiels…
Ich gebe Arlett über Funk weiter, dass wir auf Richtung 10 Uhr den Kreisel verlassen müssen, um unserer Route folgen zu können. Im Schutze eines weißen, verbeulten Lieferwagens, der den gegenüberliegenden Einfallsverkehr vor uns abschirmt, schaffen wir es, unsere Ausfallsstraße unbeschadet zu erreichen. WOW, wir sind in Marrakesch!
Die über booking.com erbeutete Unterkunft war ein „Last-minute-Schnäppchen“ zu einem sagenhaften Preis. Mit den Motorrädern konnten wir bis vor die Türe fahren, was in Marrakesch im Bereich der Medina schon zum Seltenheitswert gehört. Das Zimmer, bzw. unsere Suite war sehr luxuriös und wir bekamen dort sogar ein Bier serviert. 👍😎


Nach dem Bier und einer erfrischenden Dusche ging es sofort ins Stadtgetümmel hinein. Viele in Reichweite liegenden Sehenswürdigkeiten wurden erkundet. Zuerst die Koutoubia-Moschee, dann ging es in die Medina, die wir entgegen unserer Vermutung in einer relativ entspannten Form erleben durften. Keine Hektik, nicht zu überlaufen und dezente Händler, die nicht zu aufdringlich waren. Sehr angenehm und unerwartet!


Hervorzuheben war die Koranschule Medersa Ben Youseff, die uns sowohl architektonisch, als auch von ihrer Ausstrahlung intensiv angesprochen hat. Was für ein schönes Gebäude mit spannenden Durchblicken, pfiffigen Grundrisslösungen und einer sehr guten natürlichen Klimatisierung!






Bei 38 Grad im Schatten und nach unserer vorherigen knapp 200 km langen Etappe war es Zeit, Pause einzulegen. Unweit unserer Unterkunft war der Platz Djemaa el Fna, der vor allem abends mit tausenden von Menschen, Touristen, Gauklern, Straßenkünstlern, Schlangenbeschwörern, Händlern und jeder Menge Garküchen und Saftständen aus seinen Nähten platzt. Der wurde nun erst einmal aufgesucht. Von einem schattigen Straßencafé aus wurde das bunte Treiben gemütlich beobachtet.
Zum Abendessen fanden wir ein nettes, kleines, marokkanisches Health-Food-Restaurant, auf dessen Roof-Top-Terrasse wir etwas Gutes zu Essen bekommen haben und die langsam abflauende Hitze des Tages mit Minze-Zitrone-Wasser erträglicher genießen konnten.


Den Djeema el Fna haben wir dann noch einmal bei Dunkelheit besucht. Durch die allgemeine Beleuchtung mittels heller Kaltlich-LED´s war leider die abenteuerliche Gaukler-Romantik etwas gestört. Trotzdem war es ein wunderbarer Abschluss für den heutigen Tag.

2023-05-03 bis 04
Marrakesch – Essaouira // Wetter: sonnig // Temperatur: nachts 16°C, tagsüber bis 30°C
Nach dem Frühstück in unserem Luxus-B&B sind wir noch einmal zu Fuß aufgebrochen, um den Bahia Harems-Palast anzusehen. Naja, wenn ich mir einen Haremspalast gebaut hätte, sähe der anders aus 😉😂.
Da war mir die Koranschule schon lieber…


Essaouira
Diesmal war es ein kleines Appartement, welches wir ein paar Kilometer vor Essaouira für zwei Nächte gebucht hatten, um nach dem „Großstadtstress“ wieder etwas Ruhe einkehren zu lassen. Der öde 180 Kilometer-Trip war schnell abgespult und bot nichts Erwähnenswertes. Auspacken, Wäschewaschen, Moped-Service und abends noch ein Ausflug mit Abendessen nach Essaouira.


Der Aufenthalt am nächsten Tag in Essaouira war sehr entspannt. Eine schöne Medina mit weißen Häusern, die Wegeführung hauptsächlich orthogonal, Mopeds waren in der Innenstadt verboten (fast), und es gab genauso viele Restaurants und Essstände, wie Läden!
Der Fischmarkt war aufregend: Hunderte Händler boten ihren Fang feil, verhandelten mit Händen und Füßen, schuppten die Fische und nahmen sie aus. Die Fischinnereien wurden von ihren mit Plastikfolie überzogenen Holzplanken auf den Boden gewischt, wo sie gierig von riesigen Möwen verschlungen wurden.
Ich überlegte noch, ob eine der ganz gierigen Möwen wohl Startverbot vom Tower bekäme, aber schwupps, war sie auch schon mit der nächsten Beute im Himmel verschwunden…





Neben den Fischerbooten war die Jugend auf der Hafenmole beim Baden zu gange. Bei uns wäre es eben ein Freibad gewesen. Gesittet, mit Eintritt, Bademeister und Pommes-rot-weiß-Duft in der Luft. Hier eben etwas anders! 🤗

2023-05-05
Essaouira – Oualidia // Wetter: sonnig und windig // Temperatur: nachts 16°C, tagsüber bis 24°C
Wir merken deutlich, dass der Atlantik die Temperaturen zähmt. Nachts gemäßigt nicht weniger als 16 Grad und tagsüber maximal 24 Grad. Fast etwas kühl nach der lang anhaltenden Hitzeperiode.
Die zweite Hälfte der 180 km nach Oualidia folgt bei strengem Wind dem Atlantik entlang. Schöne Ausblicke, dafür dauerndes Zerren des Windes am Helm, dessen Innenlautstärke entsprechend dem Wind anstieg.

Etwas außerhalb von Oualidia hatten wir über Airbnb ein kleines „Fisch-Ess-B&B“ gebucht. Man muss dazu sagen, dass in den Lagunen von Oualidia die besten marokkanischen Austern gezüchtet werden und es somit viele Fisch-Restaurants dort gibt. Das Essen war vorzüglich, auch wenn es leider nichts vom Grill gab.




2023-05-06 bis 07
Oualidia – Rabat // Wetter: sonnig // Temperatur: nachts 16°C, tagsüber bis 25°C
Von Oualidia brachen wir nach dem Frühstück gegen 10 Uhr auf und folgten dem Track, den uns das Navi vorschlug. Anfänglich von Dünen zwischen uns und dem Atlantik pittoresque begleitet, verlief die zweite Hälfte der Strecke im Landesinneren und ohne besondere Highlights.
Die Fahrstrecke gen Norden an der Küste kann sich leider an der Qualität der Strecken im Bereich des Atlas nicht messen. Dafür sind wir ja aber am Meer und durften andere Qualitäten genießen, wie man im vorherigen Bericht lesen kann 🙂
Nach knapp 300 km „Arbeitsstrecke“ kamen wir in Rabat an, bezogen unsere Unterkunft und blieben in einer Pizzeria hängen, da das gesuchte Restaurant geschlossen war. Der Ersatz-Italiener war leider nur zweite Wahl, sodass wir den Abend etwas unglücklich beendeten, zumal das Lokal, wegen dem wir dort waren, zwischenzeitlich doch geöffnet hatte… 🤦♂️
Die Sehenswürdigkeiten für den folgenden Tag bezogen sich auf die Besichtigung der Atlantik-Front, der Medina, und des Mausoleums Mohamed V.






Am Nachmittag kamen noch der neue Skyscraper Mohamed VI dazu, das „Grand Theatre Rabat“, welches von der zwischenzeitlich verstorbenen Architektin Zaha Hadid entworfen wurde und sich in der finalen Fertigstellung befand, sowie der Besuch einiger Potteries im dahinter liegenden Kunstviertel.


Der Weg mit dem Taxi zurück in ein Restaurant nahe unserer Unterkunft war Balsam für meine angeschlagene Hüfte und wir fielen nach einem langen Tag müde ins Bett.
2023-05-08
Rabat – Ceuta // Wetter: sonnig // Temperatur: nachts 16°C, tagsüber bis 33°C
Keine besonderen Vorkommnisse am heutigen Rückfahrtag. Ziel war es, am Folgetag die Fähre um 09:30 Uhr nach „Europa“ zu erreichen. 320 km Fahrstrecke lagen vor uns und wir vermuteten, dass wir erst gegen Abend ankommen werden.
Denkste. Schnell wie der Wind flogen unsere beiden Pferdchen ohne Frühstück und mit wenig Pausen der Enklave Ceuta entgegen. Gegen 15:00 Uhr haben wir die Grenze erreicht und eine Dreiviertelstunde später waren wir auch schon durch. Somit hatten wir genug Zeit zum Entspannen im Hotel und sind am Abend ganz einfach „normal“ Essen gegangen. Es kann schon eine kleine Freude sein, wenn man einfach ein Bier oder einen Wein zum Essen bestellen kann… 🤗
Morgen geht es auf die Fähre und wir freuen uns schon gewaltig auf Etappe 3!!!
Zusammenfassung Etappe 2 -Marokko
Es ist für uns weiterhin unglaublich, bis jetzt vom Wettergott so verwöhnt worden zu sein. Zwei zehn-minütige Regenschauer in 6 Wochen. Temperaturen in Marokko wie im Hochsommer – schon fast zu heiß zum Motorradfahren.
Aber wir wissen auch, wie das Wetter hier im April / Mai sein kann. Eine Woche Regen kann da schon mal ganz normal sein. Umso dankbarer nehmen wir die hiesigen Umstände an.
Die letzten drei Wochen in Marokko haben uns verzaubert und gleichzeitig zwiegespalten. Die Gegensätze in Marokko liegen so nah beinander! Vor allem die Menschen haben uns immer wieder Fragezeichen hinterlassen:
Ausnahmslos wurden wir von Polizisten extrem freundlich behandelt.
Egal, ob wir an den zahllosen Verkehrskontrollen immer freundlich durchgewunken wurden, oder ob man uns als Fußgänger über die Straße geleitet (vielleicht wirken wir ja doch schon älter als vermutet? 🙈) oder für uns ein Taxi gerufen wurde. Mit einem Auge hielten wir immer Ausschau, ob nicht irgendwo eine versteckte Kamera installiert war…
Aber es gab auch die für uns fremde und unschöne Seite Marokkos. Da waren Menschen und vor allem Kinder zu erleben, die es nicht gerne sahen, dass man als Fremder, bzw. Tourist durchs Land gefahren ist. Die sich uns in den Weg stellten, um uns zum Anhalten zu zwingen, damit sie Betteln können. Die uns unfreundliche Blicke zuwarfen und abwertende Handbewegungen zeigten. Die uns leider auch in sehr seltenen Fällen Steine hinterherwarfen…
In den größeren Städten gab es unterschiedliche Erfahrungen mit Land und Leuten:
Chefchaouen zum Beispiel war großartig und zurückhaltend, Meknes war sehr enttäuschend, Fes sehr interessant, Marrakesch viel entspannter, als vermutet.
Die dauernde Aufmerksamkeit, die notwendig ist, um nicht über den Tisch gezogen zu werden, ist leider mühselig und hinterlässt einen etwas faden Beigeschmack. Wenn dir zweifelhafte Gestalten Glauben machen wollen, dass der Weg, den Du durch die Medina gehst, „closed“ und nur für Moslems erlaubt ist, liegt das unterhalb der Gürtellinie.
Bei jeder Dienstleistung und in jedem Café musst Du vor der Bestellung nach dem Preis fragen, sonst kostet es einfach mal das Doppelte. Leider macht das wenig Spaß und verdirbt einem den einen oder anderen Augenblick.
Doch können wir eben zum Glück auch von den schönen gegenteiligen Erlebnissen berichten: Ein großartiges Land mit extrem vielfältigen Landschaften. Mit Gebirgspässen, tiefen Schluchten, unbefestigten und herausfordernden Hauptstraßen, Pavianen am Wegesrand, Sandwüste, Sonnenaufgängen und jeder Menge Menschen, die einem wohlgesonnen waren!
Das klingt ja alles total interessant. Wir haben uns eben mal über die „ blaue Stadt“ Chefchaouen kundig gemacht, lädt direkt zu einem Besuch ein. Wir wünschen euch auf eurer Rundreise Marokko viele schöne Eindrücke und tolle (nur positive) Erlebnisse.
Christina und Frank
Ja, das war es auch 🙂
Wunderbare (blaue) 😉 Blickwinkel in der ganzen Stadt und nette Lokale. Immer einen Besuch wert!
Liebe Grüße Arlett und Markus
Parken in der Küche ist wirklich etwas Besonderes 🙄. Hoffentlich kommt ihr nach eurer Rückkehr nicht auf die Idee, es gleichermaßen zu tun. Die Fahrt, die ihr auf dem anderen Kontinent zurücklegt, ist schon anders und wir fahren in Gedanken mit euch.
Liebe Grüße
Christina und Frank
…wer weiß, wer weiß… 😉
Hallo Ihr Zwei, klasse geschrieben. Gut, dass ihr euch nicht alles ansehen konntet. Das können wir dann zusammen auf unserer Motorradtour 2025 nachholen 🙂 Wir freuen uns auf weitere Berichte und beneiden euch!!
Liebe Grüße Markus und Annette
😂 – ja, gerne, aber nur, wenn wir auch wieder zurückkommen… 😉
😂😂😂
Der Genuss Eures ersten Biers nach dieser Wüstenfahrt muss so ähnlich gewesen sein, wie die erste Mass auf der Wiesn, nur noch zischender 🙂 Und danach sogar in den Pool, echt cool !
Hallo ihr zwei.
In Gedanken sind wir dabei.
Echt schöner Reisebericht und wirklich schöne Bilder dazu.
Diana & Heri
Danke ihr zwei!
Wir sind jetzt schon froh, unsere Erlebnisse einigermaßen zeitnah festzuhalten. Es sind soooo viele Eindrücke, dass man schnell die Abläufe durcheinander bringt… 🫣😂
Hallo Ihr zwei glücklichen Reisender. Euer Reisebericht mit den tollen Bildern ist einfach toll. Ich beneide Euch immer mehr. Genießt es jeden Tag. Marokko ist ein tolles Land. Viele Grüße aus dem kühlen Bayern und alles Gute. Peter