ETAPPE 5.2: Norwegen Süd und Mitte

2023-07-14

Bjälveröd – Oslo // Wetter: sonnig // Temperatur: nachts 15°C, tagsüber 26°C

In Norwegen angekommen

Die mehrtägige Unterbrechung in Deutschland hat unserer Reise eine kleinen Stolperer versetzt. Ein komisches Gefühl beschlich uns. Irgendwie wieder kurzzeitig in der Heimat, Freunde treffen und von einem vertrauten Leben umgeben, verloren wir kurzzeitig den Faden unserer Reise. Eine kleine Leere trat bei uns beiden ein.

Der gestrige Fahr-Nachmittag brachte uns zum Glück wieder in den Reise-Flow-Modus, der uns eigentlich seit Abfahrt in München dauerhaft begleitete. Es braucht eben immer wieder neue Begeisterung für Land und Leute, um den Reise-Alltag kurzweilig und spannend zu halten.

Mitten auf einer hohen Brücke war das „Norge“-Schild zu sehen. Leider gab es keine Möglichkeit anzuhalten und so haben wir kein Foto des Grenzeintritts. Es gab auch keinerlei Kontrollen, nein, es waren nicht einmal Grenzbeamte zu sehen. Erst kurz vor Oslo holten wir ein Foto nach. Wir waren nun also in Norwegen!!!

Durch unseren frühen Aufbruch kamen wir erfreulich früh auf dem stadtnahen und sauteuren Campingplatz Ekkeberg an. Rechtzeitig genug, um einen nicht ganz so geneigten Stellplatz auf der Zeltwiese zu finden und auch gleich mit dem Bus ins Zentrum von Oslo zu fahren.

Dort angelangt besuchten wir zuerst die Fußgängerzone mit Kathedrale, tranken dort ein Bier für 11 Euro, und besuchten danach den Königspalast und das Parlament. Na, vom Sockel hat uns das nicht gehauen und wir bereuten bis dato nicht, dass wir nur eine Nacht bleiben wollten.

Erst als wir Richtung Hafen schwenkten, weckte Oslo unsere Neugierde und überzeugte uns von architektonischer Qualität und norwegischer Lebensfreude. Ein schönes Ensemble am Hafen mit vielen Restaurants, exklusiven Wohnbauten, Verweilplätzen mit Freizeitcharakter und mietbaren Saunen auf kleinen Pontons ergaben eine wunderbare mondäne Mischung. Sehr symphatisch!

Freier Interpretationsspielraum: Der Künstler hat die Skulptur als ein paar Augen tituliert… 😉

Wir blieben am Wasser und wandelten ostwärts Richtung Opernhaus. Schon vor Jahren verfolgte ich den damaligen Architektur-Wettbewerb mit seinem meiner Meinung nach hervorragenden 1. Preis.
Das norwegische Architekturbüro Snøhetta hatte sich damals gegen eine große Anzahl von renommierten internationalen Büros durchgesetzt und mit der Architektur-Idee eines treibenden Eisbergs gewonnen.

Mit dem letzten Bus kehrten wir auf den Campingplatz zurück und krochen in unsere Schlafsäcke. Am nächsten Morgen wollten wir früh fertig gepackt haben, weil eine massive Regenfront angekündigt war.

2023-07-15 bis 16

Oslo – Lunde // Wetter: Dauerregen // Temperatur: nachts 13°C, tagsüber 15°C

Starkregen und Besuch bei Jens

Wir haben vorerst alles richtig gemacht. Die Taktik ging auf, ein trockenes Zelt einzupacken. Gegen halbneun war alles im Sack. Noch ein Kaffee und ein Müsli als Startbeschleuniger und weg waren wir… 🤗

Ziel war das norwegische Zuhause von Jens, den wir zusammen mit seinem Kumpel Steffen in Scourie / Schottland kurz kennengelernt hatten. Jens war vor 15 Jahren nach Norwegen ausgewandert. Netterweise hatte er uns angeboten, bei ihm vorbeizukommen. Bei ihm und seinem supernetten Holzhaus, wie wir später feststellen durften.

Doch bis dahin waren es noch knapp 200 km, die wir wie vorhergesagt, in strömendem Regen abreiten mussten. Es regnete so stark, dass Fahrzeuge meterhohe Fontainen beim Durchfahren von tiefen Pfützen erzeugten. Fotos sind bei Regen meist Mangelware. Wer will das Elend auch sehen?
Einen Tankstop haben wir festgehalten, weil der Snack und der heiße Kaffee wieder etwas Wärme in die Körper brachten und wir das kalte Nasse aus dem warmen Trockenen ansehen konnten. 🫣

Eine gute Stunde später standen wir dann triefnass bei Jens vor der Türe…
Unsere Pferdchen bekamen einen netten Platz im Garten und wir einen netten Platz im Haus. Oh wie schön! Ein echtes norwegisches Holzhaus. Unten die Schlafzimmer, Bad und Vorräte, oben ein großer Wohn- und Essbereich mit wunderbarer Aussicht in alle Himmelsrichtungen. So muss es sein, wenn man sich wohlfühlen will.

Nach den Erzählungen unserer und Jensens Abenteuer im Anschluss an Schottland, wurde Omas Rezeptbuch konsultiert und gemeinsam ein schöner Gemüseauflauf gezaubert.

Nach dem Abendessen zeigte uns Jens noch Ausschnitte aus einigen Videos von seinen vielen Reisen in aller Herren Länder. Top gemacht und kurzweilig.
Der Abend endete weit nach Mitternacht und wir fielen todmüde in ein „richtiges“ Bett, und keine Thermarest-Matte.

Das Wetter war zwar am nächsten Morgen etwas besser, aber die Einladung, noch länger zu bleiben, konnten wir einfach nicht ausschlagen. 😉 Zu schön war der Standort und die Gastfreundschaft.

Also auf zu einem Angelausflug an einen nicht weit gelegenen See. Mit drei Angeln bewaffnet, zogen wir los, um keinen Fisch zu fangen. 😂🎣

Nach dem Abendessen (es gab ein Dal aus unserem Koch-Blog, anstatt der pfundschweren Fische, die wir nicht fingen 😉) zeigte Jens uns noch den Reisebericht von seiner Tibet-Motorrad-Reise, der wie ein Dokumentarfilm aufgezogen war. Chapeau! Klasse gemacht!

Am nächsten Morgen verabschiedeten wir uns von Jens. Auch wenn es „nur“ zwei Tage waren, die wir miteinander verbringen durften, merkten wir doch, dass wir irgendwie Seelenverwandte waren. Jens, vielen Dank noch einmal für alles und wir sehen uns auf jeden Fall wieder!

2023-07-17 bis 18

Lunde – Veen Gardscamping // Wetter: Viel Regen, wenig Sonne // Temperatur: nachts 9°C, tagsüber 13°C

Warten auf besseres Wetter

Nachdem Jens „auf Arbeit“ gefahren ist, packten wir die Pferdchen, schlossen das Haus ab und fuhren gen Osten entlang einer traumhaften Dampferroute, die über mehrere Schleusen und Seen führte. Bis gegen 14 Uhr unterbrachen lediglich ein paar Schauer das sonst trockene Wetter. Aber eben nur bis 14 Uhr. Dann war es genau umgekehrt. Der Ausflug an den Lysebotn mit Wandereinlage zu einem spektakulären Felsen wurde gecancelled. Was hilft einem ein toller Ausblick auf einen Fjord, wenn man im Nebel und Regen steht. 🤷‍♂️

An einer Tankstelle trafen wir ein norwegisches Motorrad-Pärchen, auf deren Gepäck wir lustigerweise zwei Angeln entdeckten und so kamen wir schnell ins Gespräch. Wir bekamen einen sehr guten Tipp für einen Campingplatz mit Angelmöglichkeit. Veen Camping. Noch ca. 70 km waren es in zwischenzeitlich wieder strömendem Regen. Trotz des Regens war die Strecke atemberaubend, so dass wir wenigstens ein Foto geschossen haben.

Am Ziel angekommen, bezogen wir auf dem Campingplatz eine „Hytte“, die wir vorab reserviert hatten. Sehr spartanisch, dafür trocken, warm, günstig und mit Kochmöglichkeit! Unsere Entscheidung für die Hütte war genau richtig, da es nachts dauerhaft stark regnete. Im Zelt hätten wir wohl unsere Motorradanzüge kaum trocken bekommen.

Anglerglück bei Wind und Regen

Wir schliefen sehr gut in unserer Hytte. Das Wetter fühlte sich am Morgen undefiniert an. Alle Nase lang ein kräftiger Schauer, dann wieder Ruhe. Schauer – Ruhe. Schauer – Schauer – Ruhe…
Wir verlängerten um eine Nacht und gingen zum Angeln. Nach brotloser Angelkunst vom Ufer aus, leerten wir ein halb versunkenes Kanu vom Wasser und wackelten damit auf den See.

Wir paddelten in Richtung einer kleinen Insel und PotzBlitz zwickten die ersten Fische am Blinker. Zack, schon war die erste kleine Forelle an Bord. Naja, nicht sehr groß, also wieder rein ins Wasser. Anscheinend hatten wir eine gute Stelle erwischt, da wir in den nächsten zwei Stunden ca. 20 Bisse hatten. Von den kleinen Forellen behielten wir sechs größere Exemplare, die kleineren durften wieder ins Wasser.

Und was gab es dann am Abend zum essen?
Rischtisch: Forelle. Allerdings haben wir einen Teil der Fische filetiert und ein Forellenragou mit Reis draus gemacht. 4 Filets wurden noch in der Pfanne zubereitet und aufgelegt. 👍 Hervorragend!!! 🤗

2023-07-19

Veen Gardscamping – Bergen // Wetter: Sauwetter // Temperatur: nachts 12°C, tagsüber 15°C

Norwegen-Highlights schwimmen davon 😪

Die Felsenplattform Preikestolen hätte für heute ein schönes und nahes Ziel werden können. Das Plateau, das wir aus der Recherche für uns schon zu einem der Highlights in Norwegen machen wollten, hatten wir in unser Routing integriert, um es dann in einer Wanderung zu erklimmen. Natürlich bei bestem Wetter und freundlichen Temperaturen.

Beides gab es heute nicht. Der morgendliche Blick aus unserer warmen und trockenen Hütte zeigte sich so:

Wir brachen dann sehr früh gegen halbacht auf. Zum einen, weil ein Routenabschnitt durch Bauarbeiten ab 08:00 Uhr gesperrt wurde und wir keinen unnötigen Umweg fahren wollten. Noch waren die regenschwangeren Wolken nur in Sichtweite. Vermeintlich schimmerte sogar die Sonne ein wenig durch das dichte Grau.

40 Kilometer hat das Bangen angedauert, bis wir an der Fähre von Lauvvik nach Oanes auf der Wartespur die erste Breitseite Regen abbekommen haben. Bing, die erste Runde war eingeläutet. Ab hier gab es eigentlich Trockenheit nur mehr in den Tunnels…

Preikestolen wurde auf Grund des Wetters ad acta gelegt. Trolltunga, die nächste grandiose Felsplattform und den Wasserfall Latefossen haben wir dann ebenfalls links oder auch rechts liegen lassen. Wir waren sehr enttäuscht, diese wenigen Highlights von Norwegen aufgeben zu müssen.

Das Wetter hat uns mürbe gemacht. Temperaturen zwischen 5 und 12 Grad, sowie Dauerregen zehren an den Kräften. Es musste eine pragmatische Lösung her: Hier am Standort irgendwo einen Campingplatz suchen, oder gleich weiter nach Bergen fahren und dort eine Unterkunft buchen.

Dank Booking.com fanden wir ein stadtnahes Hotel und buchten uns ein. Die Aussicht auf ein warmes Zimmer, eine Dusche und ein weiches Bett beflügelten die letzten 130 km. Am Ende des Tages hatten wir also 400 Kilometer, hauptsächlich im Regen zurückgelegt…

Nach einer Park-Such-Odyssee (Norwegen hat ein ähnliches Motorrad-Parksyndrom wie Hamburg!), in der uns sicher eineinhalb bis zwei Stunden verloren gingen, vertraten wir uns am Abend noch einmal die Beine im Hafen von Bergen und sahen zu, wie der Fischmarkt seine Pforten schloss. Ein Elch-Hirsch-Kebap schloss dann auch unsere Mägen.

2023-07-20

Bergen – Flam // Wetter: wieder Sauwetter // Temperatur: nachts 10°C, tagsüber 5-12°C

Auf der Flucht vor dem Regen 🌧️

Ein Tipp von Jens hat unser heutiges Tagesziel definiert: Flam und eine Fahrt mit der Flambahn.
Doch zuerst möchte ich ein sensationelles Frühstück hervorheben, das wir in dem sonst mittelprächtigen Hotel bekommen haben: Lachs, Sill, zahlreiche Salate, eine reichhaltige Schinken- und Käseauswahl, erstklassige Brote. Ja, das hat richtig Spaß gemacht. Auch wenn sich mein voller Bauch erst wieder zwischen Tankrucksack und Gepäckrolle einfinden musste…

Also ging es nach einer Rundfahrt durch Bergen und einem Tankstop zügig Richtung Flam. Der Tankstop war noch in Bergen und just ab diesem Momant setzte auch schon wieder der Regen ein. 🙈

Wir nehmen einen Abstecher über eine „landschaftlich schöne Strecke“, die wirklich schön ist, aber ihre Schönheit bei dem Dauerregen uns nicht wirklich vermitteln kann. Trotz der widrigen Umstände kommen wir am Nachmittag auf dem Campingplatz ins Flam an, bauen unser Zelt auf, ziehen eine Brotzeit vor, um dann an der letzten Tagestour der Flambahn teilzunehmen.

Die Zugfahrt ist trocken, warm und hält atemberaubende Aussichten bereit. Ein schöner Abschluss nach unserer erneuten Regen-Tortour, der einem wieder Mut für den nächsten Tag schöpfen lässt.

2023-07-21

Flam – Geiranger // Wetter: na klar, Sauwetter // Temperatur: nachts 10°C, tagsüber 4-12°C

Vormittags trocken!!! 😂

Man muss schon betonen, wenn es mal zwei oder drei Stunden nicht regnet! Und das geschah eben heute Vormittag! Auf dem Weg zum Aurlandfjell blieb es trocken! Die Schafe am Weg hatten meiner Meinung nach den Regen auch schon satt und haben sich provokativ auf die „warme“ Straße gelegt… 😅

Durch die Höhe bedingt (es ging schließlich auf über 1300 Meter), fielen die Temperaturen auf 4 Grad. Der dann noch einsetzende Regen sorgte schnell dafür, dass wir den Temperatur-Komfortbereich verließen…

Trotzdem war der Weg an den Gletschern entlang grandios und umwerfend. Natur total!
Die letzten 50 Kilometer nach Geiranger zogen sich endlos lang. Regen, Kälte und schwindende Kräfte machten die letzte Stunde nicht einfacher.

Doch irgendwann kommt man dann doch an, baut sein Zelt auf und vergißt die Strapazen des Tages. Über Nacht werden die Körper wieder regenerieren und morgen scheint sicher wieder die Sonne (wenigstens im übertragenen Sinn). 🤞🤞🤞

2023-07-22

Geiranger – Mittet // Wetter: mehr Sonne // Temperatur: nachts 10°C, tagsüber 15°C

Koofis Frust-Tag

Eigentlich fing alles so gut an: Es hat nicht geregnet! Und es zeigte sich sogar die Sonne und trocknete das Zelt ab. Nach den Regentagen sehr gute Vorzeichen! Wir mussten noch einkaufen und verbanden den Spaziergang zum Supermarkt mit einem Schwenk durch die Gassen am Ufer.
Mit einem süßen Teilchen vom Bäcker setzten wir uns auf eine Bank und sahen zu, wie ein Kreuzfahrtschiff anlegte.

Das Zelt war schnell eingepackt und unser Ziel waren die berühmten 100 km nach Norden über den Ørnevegen (Adlerweg) und Trollstigen. Die Fahrt über die elf Kehren war relativ entspannt und gar nicht so verkehrsreich, wie wir vermutet hatten.

Allerdings war die Aussichtsplattform Ørnesvingen (Adlerschwinge) dermaßen überlaufen, dass wir diesen Stop nicht mitgenommen haben. Wie ich schon in einem früheren Blog beschrieben hatte, gehen mir diese zwanghaften Menschenansammlungen leider so gegen den Strich, dass ich lieber Reißaus nehme…

Fünzig Kilometer weiter dasselbe Spiel. Massenweise Busse, Autos und Motorräder kündigten das Besucherzentrum des Trollstigen an. Durch dauerndes Ein- und Ausparken staute es sich einige hundert Meter zurück. Auch diesen sicher reizvollen Aussichtspunkt skippten wir. Diese Menschenmassen widersprachen so dem übrigen freien und weiten Charakter des Landes. Trotzdem will ich mit einem Archivbild die bauliche Meisterleistung dieses Passes dokumentieren.

Unabhängig davon waren die Strecken durchaus schön zu fahren, allerdings im Stop & Go Verkehr, da sich ja alle Fortbewegungsmittel auf der nicht immer breiten Passstraße trafen und sich irgendwo hinmanövrieren mussten.

Im weiteren Verlauf unserer Tagestour resumierte ich den bisherigen Ablauf unserer Reise durch Norwegen:
Entweder waren die eh schon rar gesäten „Touristen- und Wander-Highlights“ auf Grund des Wetters ins Wasser gefallen oder wir haben die Menschenmassen links liegen gelassen und damit die „Sehenswürdigkeit“ ausgelassen.

Beides führte dazu, dass der Koofi ganz schön frustriert war und der Fahrtag nach nur 130 km an einer Campingplatz-Hütte in Mittet trotz des fast regenfreien Tages etwas enttäuscht beendet wurde…
Der Nachmittag setzte sich dann entsprechend fort:
Die Angeleinlage blieb erfolglos, dafür hat sich das Duschbad erfolgreich im Waschbeutel verteilt. Ja, und den mühsam handgezwirbelten Parmesankäse habe ich dann auch noch mit einer geschickten Handbewegung in der Wiese verteilt…

–> Wenn´s läuft, dann läuft´s! 🙈🙈🙈 – Also hoffen wir mal auf morgen! 🤞

2023-07-23

Mittet – Trondheim // Wetter: viel Sonne // Temperatur: nachts 12°C, tagsüber 20°C

Auf Regen folgt Sonnenschein

Von meinem gestrigen Frust war am morgen nichts mehr zu spüren. Es war ein neuer Tag und die Sonne strahlte. 🤗
Die Überlegung, eine Nacht zu verlängern und die unbefestigte Aursjøvegen Road als Tagestour ohne Gepäck zu fahren, wurde über Bord geworfen. Wir erhielten von mehreren Seiten die Rückmeldung, dass die Atlantik-Road an der Küste eigentlich nur mit ihren Brücken (als Fotomotiv) glänzt. Alternativ sollten wir doch die Aursjøvegen Road ausprobieren. Angeblich eine der schönsten Straßen Norwegens…

Nun, wie schon beschrieben: Lieber auf einsamer Strecke, als auf Touristenautobahnen, und so sind wir mit Gepäck und guter Laune aufgebrochen, um die Alternativstrecke zu fahren. Und ich kann euch sagen: Das hat sich absolut gelohnt!!!

Nach etwa einer Stunde sind wir in eine unwirkliche Welt eingetaucht: Seen, wuchtige Bergmassive, Wasserfälle, Flüsse, Wälder, alles XXL und in der Sonne leuchtend! Da hat der liebe Gott wieder ein Meisterstück aus dem Hut gezaubert! Am Ende eines Tales führte dann der Abzweig auf eine „Gravelroad“, also unbefestigte Straße, zu unserer Aursjøvegen Road.

Wir windeten uns die Passstraße schnell nach oben und blieben dabei oft stehen, um den Foto auszupacken. Ganz bewußt befahl ich meinem Kleinhirn, jeden Augenblick hier oben aufzusaugen und wiederbringlich abzuspeichern.

Oben angelangt, befanden wir uns auf einer kargen Hochebene in etwa 900 müNN, durch die unser Weg über viele Kilometer mäandrierte. Entlang an ein paar Seen, ein paar Fischerhütten und viel lautloser Weite.
Irgendwann verloren wir langsam an Höhe und der Weg bog gen Norden in ein weiteres Tal ein. Hier verließen wir die Hochebene und weitere grandiose Ausblicke erwarteten uns.

Nach insgesamt ca. 70 Kilometern Schotterstraße betraten wir wieder sicheren Asphalt mit unseren Pferdchen. Bald wieder auf Meereshöhe konnten wir ein Picknick gebrauchen. In der Sonne, ohne Regen und ohne Kälte mit dem ordentlich gefüllten Küchen-Seitenkoffer von Arlett! 🤗

Und weiter ging es durch „Elch-Birken-Wälder“ an Seen entlang, und wir kommunizierten von Helm zu Helm, dass sicher nach der nächsten Kurve so ein Mordstrumm-Elch stehen wird und uns wiederkäuend mit seinen Schaufeln zuwinkt. 😍👀

Das Ende des Tages haben wir wieder an einem Campingplatz festgemacht. Wir packten unsere Helinox-Sessel aus und setzen uns in die Sonne. Ja Norwegen, so gefällst Du uns deutlich besser!

2023-07-24

Trondheim // Wetter: Sonne // Temperatur: nachts 8°C, tagsüber 21°C

Pflegeprogramm für die Pferdchen

Wir haben es einfach versucht:
Bei BMW Trondheim, besser unter dem Namen MC Tuning AS zu finden, einen Ölwechsel für unsere Pferdchen zu organisieren. Mit wenig Hoffnung angereist wollten wir eigentlich nur die passenden Ölfilter für die Maschinchen besorgen, um dann eine Werkstatt zu finden, die uns den Ölwechsel macht, bzw. uns die Plattform anbietet, dies gegebenenfalls selbst zu machen.

Ein sehr netter Mitarbeiter der Filiale empfing uns freundlich. Arlett erklärte unsere Situation, dass wir immer unterwegs sind und schwierig einen Termin für einen Ölwechsel bekämen. Und ob nicht irgendeine Möglichkeit bestünde, uns in den Terminkalender einzuschieben.

Prinzipiell nicht sofort abweisend (wie z.B. in Bilbao) meinte er, dass das der Werkstattmeister zu entscheiden hätte. Selber hilferufender Augenaufschlag von Arlett auch bei diesem Herrn. mein leidvolles Gesicht im Hintergrund, und Unglaubliches geschah: Wir bekamen kurzfristig einen Ölwechsel für unsere beiden Mopeds. 😯 WOW!

Herzlichen Dank an BMW Trondheim, die auch eine Triumph-Vertretung hatten. Vielleicht waren sie dadurch etwas flexibler aufgestellt?! 💪👍

Mit frischem Öl und neuem Filter fuhren wir sehr erleichtert in die Innenstadt und sahen uns diese an. Ganz nett. Kein schönes Stadtzentrum, aber eine nette alte Brücke und eine schöne Kathedrale.
Jetzt noch eine Nacht auf dem Campingplatz und dann mit der Morgenfähre weiter Richtung Norden!

2023-07-25

Trondheim – Hattfjelldal // Wetter: viel Sonne // Temperatur: nachts 12°C, tagsüber 20°C

Norwegen abseits der Hauptrouten

Wir sind zwischenzeitlich soweit nördlich, dass die Sonne kurz vor 23 Uhr unter- und am Morgen kurz nach 4 Uhr wieder aufgeht. Durch die morgendliche Helligkeit fiel es uns deshalb auch nicht schwer, schon um 6 Uhr aufzustehen und die 8:30 Uhr Fähre nach Rorvik zu nehmen. Wir wollten den Tag nutzen, um wieder mal Strecke zu machen und in zwei Fahrtagen das 800 km entfernte Bodö, den Fährhafen auf die Lofoten, zu erreichen.

Die ca. 400 km für die erste Etappe wollten wir allerdings auf Nebenstrecken an der Küste entlang fahren. Das dauert zwar länger, fährt sich aber viel schöner, weil deutlich weniger Verkehr herrscht. Wir kamen trotz der Nebenstrecken gut voran. Mittags legten wir eine Picknick-Pause ein, leider gerade im einzigen Regenschauer des Tages.

Das Tor nach Nord-Norwegen haben wir kurz später durchquert. Die Landschaft zeigte sich vielfältig und der favorisierte Campingplatz lag noch knapp 200 km entfernt. Wir hatten also entspannt Zeit für den Rest der Strecke.

Wir beschlossen deshalb, mal unsere Nasen noch weiter abseits der Straßen reinzustecken, um eventuell einen Platz zum Wildcampen zu finden. Soweit abseits, dass wir wieder im „unbefestigten Untergrund“ landeten. 😎👍😉 Und das war ein Traum. Wir begleiteten einen traumhaften Fluß in Ufernähe über sicherlich 35 Kilometer. Alles im Naturschutzgebiet. Alles ganz legal und erlaubt. Unbeschreiblich diese Fahrt!!!

Leider fanden wir keinen geeigneten Platz zum Wildcampen, dafür war der ausgesuchte und sehr kleine Campingplatz wunderschön und wir haben dort ein schweizer Motorrad-Pärchen wiedergetroffen, das wir am Vortag auch schon an unserem Campingplatz gesehen hatten… Die Welt ist klein! 🤗😂

2023-07-26

Hattfjelldal – Misvær // Wetter: wolkig, am Ende Sonne // Temperatur: nachts 10°C, tagsüber 21°C

Weiter auf Nebenstrecken

Der gestrige Fahrtag hat uns so gut gefallen, dass wir gleich wieder nach Nebenstrecken gesucht haben. Allerdings ist das gar nicht so leicht in Norwegen, weil das Straßennetz, angepasst zur Einwohnerzahl, recht übersichtlich ist. Also fahren wir soweit möglich auf den Straßen mit der 3-stelligen Kennung, um dann nach einer Weile von der E6 wieder eingefangen zu werden.

Auf der E6 reihten wir uns dann in den Convoi gen Norden ein. Viele Wohnmobile, alle Nationalitäten. Man konnte glücklich sein, wenn man in einem Tross eingebunden war, der auch nahe an der erlaubten Geschwindigkeitsbegrenzung (80 – 90 km/h) fuhr. Einige Fahrer halten sich strikt an ihre Tachoangabe und sind somit unbewusst ein Verkehrshindernis, da der Tacho immer etwas schneller anzeigt. 🤷‍♀️🙈

Der Polarkreis war natürlich angezeigt und durch ein Restaurant und Infocenter von weitem sichtbar. Wir hielten kurz an, schauten uns um, fotografierten und reihten uns wieder in der E6 ein.

Die letzten ca. 50 Kilometer durften wir wieder auf eine dreistellige Straße abbiegen. Auf der 812 ging es gen Westen zu unserem Campingplatz, wo wir dann einen netten Standplatz in einem Kiefernhain direkt am Fluß bezogen. Morgen geht es nach Bodö zur Fähre auf die Lofoten. Mal sehen, ob wir einen Platz bekommen…


Die weitere Reise könnt ihr im nächsten Reise-Blog verfolgen: Etappe 5.3: Norwegen-Nord