ETAPPE 6.2: Litauen bis Ungarn

2023-08-13

Riga – Kursenai // Wetter: sonnig // Temperatur: nachts 15°C, tagsüber 28°C

Baltics Nr. 3: Litauen

Nun, noch nachgereicht zum Zeltplatz in Riga: Am Morgen hat ein großes Kreuzfahrtschiff am Kreuzfahrtterminal angelegt und dabei mal kurz auf dem Fluß umgedreht. Schon imposant das Ganze, wenn so ein Koloss mit sicher 200 m Länge mal schnell dreht… ☝️🤓

Jetzt aber raus aus der Stadt. Eine gepflasterte Holperstrecke und die wiederholten Bass-Rythmen der Nacht rüttelten uns wach.
Schloss Rundāle, das größte lettische Schloss war noch Ziel vor der Grenze zu Litauen.
Der Track führte uns über viele Kilometer auf gut befestigter Gravelroad, die man schon mit etwa 60 km/h befahren konnte. Was nicht zu vermeiden war, war der Staub.
Gut, dass ich hinten gefahren bin… 😶‍🌫️🤢🤷‍♂️

Mit über 40 Zimmern, alleine in der oberen Etage, wäre das Anwesen doch etwas zu groß für uns gewesen… 😂. Und die Gartenanlage hätte auch viel Arbeit gemacht! So zogen wir unverrichteter Dinge weiter und überquerten irgendwann die Grenze nach Litauen.

Kurz hinter der Grenze erwartete uns der unheimliche und magische Kreuzhügel. Ein Wallfahrtsort für Gläubige, die dort ihr Kreuz hinterlassen. Etwas spooky für uns und mit gemischten Gefühlen haben wir uns den Ort angesehen und sind dann aber auch bald wieder gefahren. Ganz geheuer war uns der Ort dann doch nicht. 👻👽🤖

Dafür war uns der Campingplatz, oder besser der Bauernhof mit Campingwiese, umso mehr sympathisch. Ganz liebe Betreiber, Frisches aus dem Garten und eine prächtige Zeltwiese ließen uns kurzzeitig überlegen, noch eine Nacht dranzuhängen…

2023-08-14

Kursenai – Klaipėda // Wetter: sonnig // Temperatur: nachts 14°C, tagsüber 30°C

Noch einmal Ostsee

Ein hervorragendes Frühstück für kleines Geld läutete einen „Fresstag“ bei uns ein. Ein Omelette für Arlett, Pankakes mit Joghurt und Jam für mich. Dazu frische Tomaten und Gurken, selbstgebackenes Brot, Apfelsaft aus dem Obstgarten und ordentlicher Kaffee. Die gute Nachricht: Die Druckknöpfe der Hosen ließen sich trotzdem noch schließen!

Die Route nach Klaipeda war fürchterlich. Beim Grenzübertritt prägten wir uns extra die Geschwindigkeitslimits ein: 50 / 80 / 110 stand da. Also haben wir uns auf die 80 km/h auf unserer Landstraße eingelassen. Komisch, dass wir immer überholt wurden. Teilweise auch von Lastwagen.

OK, nachdem wir googelten und einige Seiten befragten, war uns klar, dass die Grenztafeln nicht aktuell waren: 50 / 90 / 110 hätte es heißen müssen. Gut, jetzt sind wir schlauer und können mitfließen. Der Fahrtag bis Klaipeda war aber relativ stressig, weil wir schlichtweg zu langsam gefahren sind…

In Klaipeda angekommen, haben wir gleich die Fähre auf die kurische Nehrung genommen, die folgendermaßen bei Wikipedia definiert wird:

Die Kurische Nehrung ist eine zwischen der russischen Oblast Kaliningrad und dem südlichen Litauen vor der Ostsee liegende Nehrung. Sie schließt im Süden ans Festland (Samland) und im Norden an die Mündung der Memel in die Ostsee (Memeler Tief) an. Ihre Gesamtlänge ist 98 km, von denen der 46 km lange südliche Teil zu Russland und der 52 km lange nördliche Teil zu Litauen seit 1945 gehören.

Wir sind natürlich bis ans offiziell befahrbare Ende der Nehrung auf litauischer Seite zu Onkel Putins Anhängseln gefahren. Etwas Spannung muss ja sein. Aber leider (oder besser zum Glück) war dann mitten im Wald Schluss mit dem Weg nach Kaliningrad…

Also husch, husch, zurück ins Körbchen und brav ans andere Ende im Norden fahren. Zwischendrin haben wir natürlich noch eine der größeren Ortschaften (Nidden) besucht und stellten fest, dass hier richtig der Sommer-Sonne-Spaß-Bär los ist. Hölle, Hölle, Hölle… 😎

Nachdem der Campingplatz auf der Nehrung komplett überfüllt war, haben wir die Fähre zurück genommen und uns im nahe gelegenen Campigplatz am Festland mit Strandzugang eingebucht. 👍

2023-08-15

Klaipėda – Kaunas // Wetter: diesig, sonnig // Temperatur: nachts 16°C, tagsüber 29°C

Kaunas

Den mümmeligen Campingplatz Karkelbeck haben wir gegen 10:30 Uhr verlassen. Das Routing für den heutigen Tag haben wir Garmin überlassen. Er hat wirklich das Beste aus dem gemacht, was zur Verfügung stand. Und das war nicht sehr viel:
Unauffällige Landschaften, ein paar Erhebungen, viele kilometerlange Geraden, aber auch mal ein schönes Stück durch den Wald, das wir sofort für ein Picknick nutzten.

Um einen schlecht bewerteten Campingplatz zu vermeiden, haben wir uns ein nettes und günstiges Appartement in Kaunas gebucht. Der Parkplatz auf der Rückseite des Gebäudes war sehr angenehm und wir hatten Blick vom Zimmer auf die Pferdchen! 🤗

Dann ging es sofort zu Fuß in die wirklich reizvolle Altstadt. Wir haben viele Sehenswürdigkeiten angesehen und uns rundum wohl gefühlt. Die sehr großzügig angelegt Flaniermeile würde einigen deutchen Städten als gutes Beispiel gut stehen. Echt nett gemacht. Bravo! 👏👏👏

Und dann habe ich mich gleich noch in einen Fischer verschaut, den ich sicher gut in Erinnerung haben werde!:

Na dann bis morgen!

2023-08-16

Kaunas – Vilnius // Wetter: sonnig // Temperatur: nachts 18°C, tagsüber 32°C

Vilnius

Mit „Der steinige Weg nach Vilnius“ hätte man dieses Kapitel überschreiben können. Die Fahrstrecke wäre über Schnellstraßen ca. 130 km lang und innerhalb von 2,5 Stunden abzureiten gewesen. Aber Schnellstraßen vermeiden wir natürlich generell lieber und so gaben wir wieder unserem Navi die Chance, uns über abwechslungsreiche Strecken zu führen.

Anfangs freuten wir uns noch über die durch den Wald führenden und weichen Sandwege, aber kurze Zeit später rüttelten uns gemeine und staubige Wellblechpisten durch. Man hat nun die Möglichkeit relativ langsam über die Rüttelstraßen zu fahren oder mit mehr Geschwindigkeit, um den Einzelvibrationen entgegen zu wirken. Wir entschieden uns für die sicherere und langsame Variante. Sobald es uns allerdings dann möglich war, verließen wir die unbefestigten Pisten auf schnellstem Weg und suchten den schönen und glatten Asphalt! 🤗

Irgendwann erreichten wir ordentlich durchgerüttelt und verdichtet doch noch Vilnius. Das Thermometer stand irgendwo bei 32 Grad und wir freuten uns auf die Dusche an einem fürchterlichen „Campingplatz“ in Stadtnähe:
Eine Parkharfe mit drei aufgestellten Containern: Rezeption, Waschcontainer, Küchencontainer. Fertig. 🫣

Der Vorteil, den uns der Campingplatz bot, war die direkte Busanbindung in die Stadt, die wir nach der Dusche auch umgehend nutzten. Am Nachmittag waren wir dann wieder auf Sightseeing-Tour in der Hauptstadt Litauens. Nach einem ausgiebigen vorgezogenen Abendessen in einem georgischen Restaurant dehydrierten wir unsere Körper in den Straßen von Vilnius.

Eine nette Stadt, dieses Vilnius! Trotz dauerhaft über 30 Grad nahm uns die Stadt mit und wir fühlten uns wohl!

Nach der dritten Hauptstadt innerhalb weniger Tage war das Kulturprogramm erschöpft und wir nahmen den Bus zurück zum Campingplatz. Arlett setzte noch eine Wäsche an. Bei der satten Hitze waren die Wäschestücke am nächsten Tag fast alle trocken.

2023-08-17

Vilnius – Kruznik // Wetter: sonnig / Gewitter // Temperatur: nachts 20°C, tagsüber 33°C

Heisses Polen

Von Vilnius ging es in der Früh, oder besser am Mittag weiter Richtung Polen. Wir hatten uns noch mit einem netten Pärchen (Gruß an Bernd und Anja, waren das eure Namen?😅) aus dem Allgäuer Raum ausgetauscht und brachen dann zur Wasserburg Trakai auf.

Dann wieder kleine Strecken und wieder Wellblechpisten, die wir auf schnellstem Weg erneut verließen. Irgendwann kamen wir auf einem sehr gut bewerteten polnischen Campingplatz an. Wir fragten uns, wie diese Bewertungen zustande gekommen sind. Da wurde wohl gewürfelt… 😉

Trotzdem haben wir einen akzeptablen Platz für unser Zelt gefunden, sind unter die kalte Dusche gesprungen und haben uns einen großen Topf Griechischen Salat gemacht. Was anderes hätten wir bei den Temperaturen gar nicht haben wollen. ☝️😀🌞

2023-08-18

Kruznik – Warschau // Wetter: diesig-sonnig // Temperatur: nachts 20°C, tagsüber 32°C

Warschau

Der Morgen begann mit einem Bad im See. Leider ohne Foto, aber trotzdem sehr erfrischend für Riesi und Koofi, auf dem spiegelglatten See schwimmen zu gehen. 🤠 Nur ein erfolgloser Fischer in seinem Ruderboot hätte wohl gerne mit uns getauscht. 😉

Kurzes Frühstück, Kaffee und dann Abfahrt. Es wurde schnell wieder sehr warm und die ausgesuchten Strecken waren mühsame Motorradkost. Wenn wir ab vom Schuss fahren wollten empfingen uns Wellblechpisten, wenn wir auf den Hauptstraßen blieben, war es ermüdend und eintönig.

Kurz vor Warschau hielten wir noch einmal an. Es musste eine Entscheidung gefällt werden, wo und wie wir übernachten werden. Schon am Vormittag hatten wir eigentlich ein schönes Appartementhaus bei Booking.com ausgewählt, kamen aber beim Buchungsprozess nicht weiter. Das Zimmer war nicht mehr verfügbar.
Nun also noch einmal auf Schnäppchenjagd… Und siehe da: Das Zimmer war wieder verfügbar! Wow. Zu einem sehr guten Preis! Also gleich zuschlagen und entspannt die letzten 50 Kilometer nach Warschau cruisen.

Etwas schienen wir unseren Portier überrumpelt zu haben, weil er für uns noch nicht bereit war und uns bat, in der Lounge einen Kaffee zu nehmen, um die Zeit zu überbrücken, die das Servicepersonal noch für die Zimmeraufbereitung benötigen würde. Zwei Kaffee und das Umparken unserer Motorräder später begleitete uns ein Zimmermädchen zu unserem Zimmer…

Etwas überrascht traten wir in unser Zuhause für eine Nacht ein: Das war kein Zimmer, nein das war ein Palast! 😲 Wow, eine komplette Suite mit Wohnraum, angeschlossenem Arbeitszimmer und Küchenzeile, sowie unser extra Schlafzimmer mit direktem Zugang in ein großzügiges Bad. OK, ist sicher nicht für uns gedacht gewesen, nehmen wir aber trotzdem… 🤷‍♂️🤗🤫

Als ob nichts gewesen wäre, fragten wir den Portier nach einem Tipp für ein gutes polnisches Lokal und ob wir zu gleichen Konditionen um eine Nacht verlängern könnten. Er wolle mit dem Manager reden…
Dann verschwanden wir sogleich in die hereinbrechende Nacht Warschaus. Schick. Großstädtisch. Und mit einem angenehmen Flair. Wir fühlten uns wohl. Passt, sitzt, wackelt und hat Luft. 👍

Kurz vor Mitternacht kamen wir wieder zurück und fragten nach dem Ergebnis unserer Verlängerungsanfrage. 🙈
Sichtlich unentspannt meinte er, dass er uns aus Versehen ein falsches Zimmer gegeben hätte und dass wir noch umziehen müssten. Nach einem konstruktiven Dialog und der Rückfrage beim Manager einigten wir uns auf ein Auschecken aus der Suite gegen 9 Uhr. Das passte für uns gut und die Suite konnte noch für den nächsten Gast rechtzeitig gesäubert werden…

Also verschwanden wir in unserer herrschaftlichen Suite und schliefen dort einen besonders guten Schlaf! 😉😂

2023-08-19 bis 20

Warschau – Krakau // Wetter: sonnig und heiß // Temperatur: nachts 21°C, tagsüber 33°C

Weiter nach Krakau

Nach ausgiebigem Studium der Reiseunterlagen und des Internets sollte Krakau noch interessanter als Warschau werden. Eine kleine Stadtrundfahrt in Warschau und im Anschluss 300 Kilometer bis Krakau bedeutete, dass wir erst am Nachmittag in Krakau ankommen würden. Folglich etwas wenig Zeit, um sich Krakau an einem Nachmittag anzusehen.

Das Wetter geizte nicht mit Hitze. 33 Grad zeigte das Thermometer in der Spitze. Die Strecke genauso langweilig wie gestern. Nur Geraden mit wenigen Kurven. Schon einen Kilometer vor der Ortschaft befand sich jeweils das Ortsschild, welches auf 50 km/h limitierte. Natürlich selbes Spiel bei der Ausfahrt. Wir kamen kaum voran und ich begann, auf dem Motorrad einen low-sider-Workout zu veranstalten, um nicht einzuschlafen. 🥱

An der Ausfahrt aus Warschau knackten wir dann noch unsere „25.000 km-Marke“! Wir sind stolz auf diese Marke! Bis jetzt haben wir also gut durchgehalten und so wollen wir auch weitermachen!!! Chacca! 💪😎

Der Campingplatz, den wir anfahren, ist der einzige stadtnahe CP in Krakau, der zusätzlich noch gut bewertet ist. Der kleine und unebene Zeltbereich und die unfreundliche Art des jungen „Vorstehers“ ließen uns jedoch zweifeln und wir baten um Bedenkzeit, zumal schwere Gewitter angekündigt waren.

Bei Booking.com bekamen wir kurzfristig ein sehr schönes Angebot für 2 Tage Aufenthalt. Nach Check aller Randdaten bestätigten wir das zentral gelegene Zimmer in einem Aparthotel von Samstag auf Montag.

Der junge Bursche des Campingplatzes öffnete uns die Schranke und wirkte etwas eingeschnappt, als wir ihm absagen und umdrehen. Hmmm. 🤷‍♂️ Shit happens. Ist auch nicht schlimm, wenn zwei Motorradfahrer die angebotene „krumme“ Zeltwiese mit schlechten Plätzen nicht haben wollen… 🤷‍♂️

Wir fahren direkt an das Aparthotel und werden schon von der Gastgeberin freundlich begrüßt. Parkplatz hinterm Haus, Lift in den vierten Stock und eine ganz nettes Zimmer unter den Dachschrägen. Perfekt! Hier halten wir es gut 2 Nächte aus.

Gleiches Ritual wie gestern: Gepäck aufs Zimmer, Duschen und gleich wieder los. Wir laufen ins jüdische Viertel und die Stadt brummt! Wir fühlen uns sofort wohl und genießen den Abend. Es ist schließlich auch Freitag und man feiert, solange Putin noch nicht vor der Landesgrenze steht!

Um Mitternacht machen wir uns über die „Bridge Of Locks“ auf unsere Seite der Weichsel und bestaunen dabei die Brücke mit ihren Figuren, die zwischen die Abspannseile eingebaut sind…

Ganz schön kaputt geht es jetzt in die Horizontale. Morgen wird Krakau unter die Lupe genommen werden. Wir freuen uns schon drauf! 🤩🤩🤩 Gute Nacht!

Konfrontation mit der deutschen Vergangenheit

Krakau ist voll von Geschichte. Trauriger und entsetzlicher Geschichte. Vor allem was das Dritte Reich betrifft.

Schindler´s Fabrik wollen wir uns heute ansehen. Den bedrückenden Film von Steven Spielberg hatten wir vor sehr langer Zeit gesehen und waren damals mitgenommen und sehr ergriffen. Hier gab es nun die Fakten zum Film: Die damalige Fabrik, die in ein Museum umgewandelt wurde und eine erstaunliche Sammlung an Zeitrelikten und Tatsachen aufzeigt.

Den Weg dorthin wählten wir unter anderem über den Platz der Helden, der für die stillen Ghetto-Helden des damaligen Widerstands der Juden im Ghetto stand und an dem Ort errichtet worden war, an dem die Juden zur Deportation zusammengetrieben wurden. Der Platz wurde mit leeren, übergroßen, metallenen Stühlen definiert. Sie sollen an die Möbel und das Gepäck erinnern, welche nach Auflösung des Ghettos zurückgelassen werden mussten.

Wir lösten unsere Eintrittskarten und tauchten in den Abriss der Geschichte aus Sicht des polnischen Volkes ein. Eigentlich waren wir davon ausgegangen, dass es hauptsächlich um die Geschichte von Oskar Schindler ging, der damals über 1100 Juden durch seine Aktivität das Leben rettete.
Doch es war mehr: Es war der chronologische Ablauf der Judenvernichtung durch das Dritte Reich. Man bekommt das entsetzliche Leid in Form von Texten, Bildern, Filmen und Relikten überliefert. Und überall in den Texten war wieder und wieder von den „Germans“ zu lesen. Von den Agressoren und selbsherrlichen Verfolgern. Man fühlt sich als „junger“ Deutscher zwar nicht mehr in direkter Verantwortung für die Geschehnisse von damals, doch bekommt man Beklemmungen über das Vergangene und das dauernde Wort „Germans“.
Gerade in diesen Zeiten, wo ein Putin ähnlich gegen die Ukraine vorgeht und ein Volk vernichten möchte, kann man nachvollziehen, wie sich ein Land fühlt.

So etwas darf nie wieder passieren und eine AfD macht uns beiden Angst, wenn sie schleichend und mit immer mehr Anhängern alte Geschichte wieder in Angriff nimmt. ENTSETZLICH!

Soweit, so gut oder so schlecht. Mit flauem Gefühl im Magen verlassen wir die „Gedenkstätte“ und trösten uns mit noch älterer Kultur der Altstadt Krakaus.

Morgen geht es wieder raus aufs Land. Weg von der Geschichte. Das wird gut tun.

2023-08-21

Krakau – Poltár // Wetter: sonnig und heiß // Temperatur: nachts 21°C, tagsüber 35°C

Von der Hektik in die Ruhe

Ein gesundes Frühstück ums Eck unserer Unterkunft bringt uns nicht nur einen gefüllten Magen, sondern auch eine Reise-Kaffee-Maschine, die wir dort erstehen. 👍😎

Der Weg zu unserem nächsten Stopp führt uns endlich mal wieder in ein „Gebirge“, in die hohe und niedrige Tatra. Was für ein Genuss nach tausenden von Kilometern teilweise trostlosem Geradeausfahren.
Gasgeben, Abbremsen, rauf, runter, Blickführung, Körperspannung. Alles in den letzten Wochen vernachlässigte Motorradfahr-Eigenschaften, die für ein ordentliches Kurvenfahren notwendig sind. Ja, so macht Mopedfahren wieder Spaß! 🤗

Nach knapp 290 Kilometer (davon aber allerhöchstens 75 km mit Kurvenspaß) kamen wir auf einem sehr ruhigen Campingplatz an: Neverfinished Campground (oder so ähnlich) hat sich der CP genannt. Ja, so war es auch. Zwei Aussteiger haben ihr Reich dort aufgebaut und ihre große Obstwiese zur Übernachtung angeboten.

Und es war sehr still. Nur die Stechmücken, die uns als Frischfleisch willkommen hießen, surrten in der über den Sonnenblumenfeldern untergehenden Sonne… 🦟🍽️😋

2023-08-22

Poltár – Budapest // Wetter: vor allem heiß 🥵 // Temperatur: nachts 21°C, tagsüber bis 38°C

Nächstes Land Ungarn

Der Neverfinished-Platz hat uns nicht ausreichend überzeugt, noch eine weitere Nacht zu bleiben und so brachen wir gegen 10 Uhr Richtung Ungarn auf. Nicht viel später überquerten wir die Grenze. Nicht nur einfach, nein gleich dreimal, um zwei Burgen am Weg „mitzunehmen“. Außerdem hält dreimal eben auch besser 😉😂

Das dachte sich Arlett´s Pferdchen nicht. Es bildete sich genau im Ort Esztergom ein, das Radlager des vorderen Rades aufzugeben. Bei einer Pause im Schatten der Burg von Esztergom meldete Riesi komische Geräusche und Knirschen im vorderen Teil des Motorrads.

An einer Tanke fuhren wir raus und ich machte eine Probefahrt. Die Geräusche bestätigten sich. Ich tippte auf das Lenkkopflager, welches unter Belastung etwas eingeschlagen war. Aber das ruft nicht diese komischen Geräusche hervor. Hmmm.

Ein freundlicher ungarischer Motorradfahrer bot uns seine Hilfe an und telefonierte ein paar Werkstätten in Budapest an. BMW schied, wie zu erwarten, aus. Eine kleine Werkstatt, die eher die Marke Suzuki betreut, bot uns an, sich dem Problem anzunehmen. So selbstverständlich, wie die Hilfe des ungarischen Bikers war, so unkompliziert war auch der weitere Ablauf mit der Werkstatt. Wir fuhren die letzten Kilometer bei sage und schreibe 38,5 Grad nach Budapest ein. Puhhh, ganz schön warm.

Nach Prüfung des Motorrads kurz vor Dienstschluss diagnostizierten die Mechaniker die defekten vorderen Radlager. Wir sollten die Maschine hierlassen oder am nächsten Tag vorbeibringen… Wow, wie unkompliziert…
Wir fuhren unseren ausgewählten Campingplatz relativ spät am Abend an und fanden ein Plätzchen für uns. Eine Dusche und ein großer, frischer Salat war die Belohnung für den ereignisreichen Tag. 😋

2023-08-23 bis 25

Budapest // Wetter: dauerhaft heiß 🥵 // Temperatur: nachts 22°C, tagsüber bis 35°C

Tage in Budapest

Auf jeden Fall haben die Mücken von uns etwas übrig gelassen. Etwas blutleer wachten wir morgens auf, tranken unseren Kaffee und machten uns auf den Weg in die Stadt. Mit beiden Motorrädern erst einmal zur Werkstatt, dann mit einem Motorrad weiter in die Stadtmitte.
Aufgrund der Hitze und der weiten Distanzen der Sehenswürdigkeiten in Budapest, haben wir einen etwas kräfteschonenderen Weg gewählt und buchten eine 48 Stunden Hop-on-Hop-off-Bustour.

Schon gegen 11 Uhr waren wir nicht nur durchgeschwitzt, sondern auch stolze Besitzer der Hop-on-off-Fahrkarten mit Bootstour und geführtem Rundgang… Im oberen Deck des Doppeldeckers und Knopf im Ohr ließen wir uns von den Ausführungen zu den Sehenswürdigkeiten berieseln.

Nachdem wir die erste Runde mit dem Bus vollendet hatten, hoppten wir wieder off und suchten uns eine Langos-Kneipe. Langos = Pizza auf ungarisch, allerdings in einer Art „Ausgezogenen“-Teig.
Was soll man sagen? Die massenhaften Kalorien werden hier nicht versteckt, sondern offen und stolz zur Schau getragen. 🙈😂

Archivbild anstatt des viel zu schnell gegessenen Langos vor Ort

In einer Seitenstraße war es dann soweit: Der Blick durchs Schaufenster eines Friseurladens mit der zeichensprachlichen Frage, ob hier und jetzt ein Schnitt möglich wäre, wurde von einer freundlichen Friseurin positiv beantwortet. Ich kam also unters Messer und eine dreiviertel Stunde später hatte ich wieder eine „ordentliche“ Sommerfrisur.

An meinen Friseur Holger zuhause: Bitte nicht böse sein, aber bei dauerhaft über 30 Grad hätte ich nicht noch weitere zweieinhalb Monate ohne Schur ausgehalten! 😂
Jetzt noch das Pferdchen von Riesi abholen und hoffen, dass alles geklappt hat. Und so war es: Zwei neue Radlager wurden eingebaut und alles lief wieder ruhig! 👍😀


Sichtlich kaputt kamen wir zuhause am CP an, besuchten noch ein nahe gelegenes, sehr nettes Sportcafé und schlossen unser Zelt hermetisch gegen die kleinen Blutsaugern ab, bevor wir ins Land der Träume wanderten. 😴😴😴

Budapest, Tag 2

Unser Plan war, um 11 Uhr an der inkludierten Stadtführung unseres 48 Stunden-Tickets teilzunehmen. Als Frühaufsteher waren wir natürlich schon früh auf dem Weg und besuchten gegen 10 Uhr schon die Markthallen. Dann schnell mit der U-Bahn zwei Stationen weiter zum Treffpunkt an der St.-Stephans Basilika.

Eine nette junge Ungarin führte uns die nächsten zwei Stunden kurzweilig durch die Stadt und erzählte neben den Tatsachen noch einige Anekdoten, die allerdings erst einmal durch einen Fakten-Check überprüft werden müssten… 🤔😉

Nach unserer Tour stand ein weiterer wichtiger Termin an: Riesi hatte gestern ja auch noch einen Termin beim Friseur ausgemacht. Um 14:30 Uhr war es dann soweit. Rapp-Zapp. So wie bei mir gestern, wurde Riesi ebenfalls geschoren.

Jetzt hatten wir uns erst einmal eine Pause verdient, bestiegen den Hoppe-Hoppe-Reiter-Bus und fuhren auf die Buda-Seite zur Besichtigung. Ein paar Hundert Stufen ging es den Berg hinauf und uns bot sich zwischenzeitlich ein sehr schöner Ausblick auf die Pest-Seite an. Die Matthiaskirche mit dem Sankt Stephans-Denkmal und der Fischer-Bastei war dann unser Umkehrpunkt und wir bewegten uns wieder Richtung Donau hinunter.

Dort wartete unsere 19:00 Uhr Bootsfahrt, die wir stressfrei genießen konnten. Im Abendlicht und aus dem Blickwinkel des Flusses präsentierten sich die imposanten Gebäude noch einmal besonders schön. 👍

Jetzt waren wir platt und suchten leider vergeblich nach einem ordentlichen Restaurant außerhalb der Abzockmeilen. Irgendwann sind wir in der Unterwelt Budapests gelandet. Discos und Nachtleben umzingelten uns. Vor 30 Jahren wäre das noch klasse gewesen, jetzt wollten wir uns eigentlich nur irgendwo hinsetzen und etwas essen. Tja, zur falschen Zeit am falschen Ort! 😂😂😂
Folglich war es dann ein Japaner, der keiner war, der uns optisch überredete, zu bleiben. Hier war es dann zur richtigen Zeit am falschen Ort. 🤷‍♂️

Budapest Tag 3: Vergebene WM-Mühen

Durch unseren Zeltnachbarn erfuhren wir erst, dass ja in dieser Woche die Leichtathletik-WM in Budapest stattfindet. Auweia, wir Kultur- und Sportbanausen! 🙈
Aber wie sollen wir auch solche Sachen wissen, wenn wir seit Beginn unserer Reise, also seit 4,5 Monaten, keinen Fernseher angestellt hatten. Unsere Nachrichtenquelle ist ab und zu mal die „Heute“-App…

Also haben wir beschlossen, ans Stadion zu fahren, um noch Karten für einen der nächsten zwei Abende zu organisieren. Leider Fehlanzeige. Alles war schon ausgebucht. Nun, dann sollte es nicht sein und wir fuhren unverrichteter Dinge zum Campingplatz zurück. Wir machten uns einen faulen Nachmittag: Schreiben, Einkaufen und Wäsche waschen.

Das Abendessen bestand für uns wieder aus einem Salat. Die Moskitos standen eher auf frisch gezapftes Blut und flogen uns zielgerichtet an. Welch Festmahl, bevor wir in unser Zelt geflüchtet sind.
Morgen werden wir Rumänien entern. Wir freuen uns sehr darauf und sind gespannt!
Jetzt erst einmal eine Gute Nacht! 😴

Wer wissen will, wie es weitergeht: Hier mit Etappe 7.1! 🤗