Vor einem guten Vierteljahr sind wir von unserer Reise zurückgekehrt.
Wir waren gespannt und neugierig, was sich alles verändert hat. In uns, in unseren Einstellungen, in unserem Zukunftsgefühl…
Zuhause
Wir waren wieder da. Wir hatten viel zu erzählen und jeder wollte wissen, was wir erlebt hatten, welches die schönsten Länder waren, ob es kritische Situationen gab und ob und wann wir vielleicht wieder weg wollen. Jedes Wochenende, teilweise auch unter der Woche, Besuch oder Einladungen. Schön. Sehr schön. Aber auch ungewohnt. Nach der Ruhe und Einsamkeit der Reise auf einmal wieder heimatlicher Hochbetrieb.
Eigentlich trat auch ein wenig Ernüchterung ein. Wir sind einfach dort wieder eingestiegen, wo wir am Anfang der Reise, also vor jetzt 10 Monaten, ausgestiegen sind. Es fühlte sich vertraut an und wir genossen wieder einen Herd mit 4 Platten und eine Spül-/ und Waschmaschine und einfach unser Zuhause, welches im Dornröschenschlaf auf uns gewartet hat. Das heimelige Gefühl, wenn draußen der Herbst seine Wetterkapriolen schlägt und wir im Warmen sitzen, mit einem „festen“ Dach über dem Kopf und nicht frieren zu müssen, war unbeschreiblich. Der Vergleich, in einer solchen Situation draußen im Zelt zu leben, lässt einem einen wohligen Schauer herunterlaufen.
Und doch ist es eben wieder so „normal“. Die Reise hat unser Leben nicht soweit auf den Kopf gestellt, dass wir unseren inneren Kompass aus den Augen verloren hätten. Es geht weiter wie bisher. In unserem Innern liegt zwar ein riesiges Buch mit großartigen Bildern und endlos vielen Erlebnissen, aber man muss es doch immer wieder bewusst aufschlagen, um sich dieses einmalige Abenteuer wieder vor Augen zu führen. Es kommt nicht von selbst…
Wir können uns noch gut an das schöne Gefühl erinnern, das uns beim Treffen unserer Freunde in Hamburg im Juli überwältigt hat. Freunde treffen! Vertrautheit austauschen!
Und auch an das „Zwicken“ und die Traurigkeit danach, als wir diese wieder verlassen mussten, um unsere Reise in die Einsamkeit Norwegens fortzusetzen. Dieses Gefühl ist jetzt wieder eingetreten. Freunde im Umfeld. Dauerhaft. Wertvoll. Nur fehlt doch ein wenig dieses „Zwicken“, wieder aufzubrechen und Neues zu erleben.
Arlett hörte in sich rein, ob eine weitere Reduzierung des reichhaltigen „Konsumlebens“ sinnvoll sein könnte, so wie wir uns auf der Reise ja auch sehr gut einschränken konnten.
7 Monate haben wir keinen Fernseher angerührt. Nachrichten fragten wir letztendlich ausschließlich über die „heute-App“ ab. Auch jetzt noch. Wir versuchen, den Fernseher nur noch für interessante Sendungen anzuschalten und uns am Abend eher mit Musik berieseln zu lassen, statt von der Glotze.
Weitere Reduzierung? Man hat so Vieles. Und man braucht es nicht oft, aber doch immer wieder. Also wandert zwar das eine oder andere in die Ebay-Kleinanzeigen, aber im Großen und Ganzen wird sich nicht viel ändern.
Arbeit und Job
Arlett hatte noch 3 Wochen, bevor sie sich wieder bei ihrem Arbeitgeber meldete. Im Krankheitsfall würde man im Berufsleben nach einer so langen Pause an einem Wiedereingliederungsprogramm teilnehmen. Nach einer Reise gibt es verständlicherweise so etwas nicht, auch wenn man es vielleicht gebrauchen könnte. 😉 Es war hilfreich, dass der 2. November auf einen Donnerstag fiel. So konnte man sich nach 2 Tagen vom Schreck der Arbeit wieder erholen… 😂
Bei mir ging es entspannter los, nachdem ich meine Projekte vor der Reise alle gut abschließen konnte und keine neuen angenommen hatte. Ein paar Ortstermine und Gewährleistungsbegehungen, wie sie bei Bauprojekten nach ein paar Jahren üblich sind, stellten keine großen Herausforderungen dar. Das wurde abgearbeitet und verlief bis dato zufriedenstellend.
Trotzdem werde ich nicht gleich wieder in die Mühle steigen und neue Aufträge akquirieren. Altersbedingt will ich in dem ordentlichen geistig-körperlichen Wohlfühl-Zustand bleiben, den ich mir während unserer Reise angeeignet habe. Ein Wochenarbeitspensum von durchschnittlich 60 Stunden, wie ich es in den letzten 30 Jahren vollzogen habe, wird es nicht mehr geben. –> Höchstens noch auf Reisen 😉😂
Vielleicht ist ja doch mit dieser Reise für mich der Lebensabschnitt des „Malochens“ ad acta gelegt worden. Die bei den Folgegenerationen weit verbreitete „Work-Life-Balance“ gilt nun eben ab jetzt für mich! Und ich kann mit reinem Gewissen sagen, dass ich mir das verdient habe. Lange genug. Mir gibt wenigstens mein Alter und mein Erfolg recht! ☝️🤓
Was passiert mit dem angeschlagenen Pferdchen?
Mein Pferdchen wurde dann auch irgendwann nach 8 Wochen durch eine Spedition aus Griechenland zurückgebracht und wurde in die Nähe in eine Werkstatt geliefert. Mit dem Hänger ging es von dort nach Hause. Im Internet fand ich einen Ersatzmotor, nachdem mich ein Kostenvoranschlag von etwa 2.000 Euro für eine Reparatur im Innenleben des Motors nicht begeistert hat. Nun habe ich einen jungen Motor mit nicht einmal 15.000 km in der Garage stehen, der darauf wartet, eingebaut zu werden. Dann kann das Pferdchen ein zweites Leben genießen und mich wieder durch gröberes Geröll und ein paar „Freizeit-Rallys“ begleiten. 🤗
Neue Reisepläne
Mit dem Motorrad werden wir wohl erst mal keine so ausgedehnte Reise wieder angehen. Wir haben jetzt Europa aus der Zweiradperspektive entdeckt und wissen, wo wir Wiederholungstäter auf 4 Rädern sein wollen. Ganz oben auf der Liste für unsere Reisen mit dem Wohnmobil stehen jetzt Norwegen, Nordspanien und Griechenland. Diese Länder sind prädestiniert für einen Wohnmobilurlaub.
Und trotzdem plane ich parallel schon wieder eine Griechenland-Offroad-Tour mit dem Motorrad für den Herbst 2024. Weil hier der Hauptfocus auf „Offroad“ liegen wird, hat sich meine Riesi vorsorglich schon ausgeklinkt. Nach vielen tausend blessurenfreien Kilometern auf unbefestigten Pisten will sie das Schicksal nicht zu sehr herausfordern und startet lieber in dieser Zeit ein Alternativprogramm…
Was mich besonders freut, ist die Tatsache, dass Daniela, Roli, Markus und Umer für die Griechenlandtour schon Interesse angemeldet haben. 🤗👍
Was kommt?
Die Welt um uns herum gerät gerade ganz schön heftig aus den Fugen. An jeder Ecke spitzen sich Konflikte zu, die einem schwer zu denken geben. Umso glücklicher sind wir, dass wir die Reise zum richtigen Zeitpunkt gemacht haben und uns diese intensiven Erfahrungen und Erinnerungen keiner mehr nehmen kann.
Wir werden weiterhin tief in uns hineinhören, lassen uns nicht entmutigen und sind gespannt, wie wir die bevorstehenden Abenteuer des Lebens angehen werden.
Fortsetzung folgt…